
Bonhoeffer – eine moderne Heiligengeschichte für uns heute
Gedanken zum Spielfilm „Bonhoeffer“ von Samuel Weber
Im März 2025 startete der Spielfilm „Bonhoeffer“ in den deutschen Kinos. Er erzählt die Geschichte des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der mutig und friedvoll aus seinem Glauben heraus Widerstand gegen das NS-Regime leistete und dafür am 9. April 1945 in Flossenbürg ermordet wurde. Schon vor dem Start in den USA löste der Film heftige Debatten aus. Diese lassen auch nach dem Filmstart in Deutschland nicht nach. Unter Sonntagsblatt 360 Grad sind eine ganze Reihe von Beiträgen zum Spielfilm „Bonhoeffer“ veröffentlicht.
Unser Kollege Samuel Weber, Referent für Beratung Landesstellenplanung, hat ihn sich mit seiner Frau angesehen. Beide waren begeistert. Seine Gedanken hat er für zettMagazin aufgeschrieben:
Der Film ist biografisch recht frei unterwegs.
Der Film erzählt in amerikanischer Weise eine Heiligengeschichte. Das wird deutlich, wenn der Regisseur am Anfang des Films eine persönliche Einleitung gibt und am Ende der Film mit der Bonhoeffer-Statue an der Westminster Abbey in London endet. Bei einer Heiligengeschichte geht es nicht darum, eine komplexe Biografie darzustellen. Und so ist der Film biographisch auch recht frei unterwegs. Vieles aus der Biographie fällt weg. Wichtig sind die Aufenthalte in New York in der schwarzen Baptistengemeinde sowie die Aufenthalte in London. Hier merkt man, aus welchen Ländern das Geld für den Film kam. Auch die Tatsache, dass der jungen Bonhoeffer im Film schon die Gedanken des späteren Bonhoeffers im Mund führt, sind eine ziemliche Vereinfachung. Ein anderes Beispiel für biographische Freiheiten des Films ist der Tod von Bonhoeffer. Er wird nicht nackt im KZ Flossenbürg gehängt, sondern in einer verlassenen Schule im Nichts, nachdem er am letzten Abend mit den anderen Gefangenen noch einmal Abendmahl gefeiert hat. Dieser Film ist eine fromme, verklärte Heiligengeschichte.
Nichts und niemand steht über dem Gebot Gottes.
Das spannende bei Heiligengeschichten ist aber nicht die Frage nach der Richtigkeit aller biographischen Fakten, sondern die Frage, ob und in welcher Weise dieser Heilige uns heute etwas zu sagen hat. Und da ist der Film sensationell. Der Bonhoeffer im Film lernt in den Rassenkonflikten in New York, dass Jesus einem Menschen persönlich in den einfachen, armen und entrechteten Menschen begegnet. Und das gilt für alle Menschen, gerade für alle People of colour, die im Film fröhlich leben und glauben können, weil sie wissen, Jesus steht auf der Seite der Armen und Entrechteten. Daraus folgt für Bonhoeffer der Ruf in die Nachfolge und die Feststellung, dass nichts und niemand über dem Gebot Gottes steht. Mit dieser Erkenntnis geht Bonhoeffer in den Kirchenkampf und die Auseinandersetzungen in Deutschland. Dabei kommt es z.B. im Wohnzimmer der Familie Bonhoeffer zu einem Gespräch über die politische Situation in Deutschland, wo meine Frau im Kino neben mir spontan laut fragte, ob das jetzt historisch ist oder ob es hier um die AFD geht?
Ein Leben in der Nachfolge Jesu ist nicht vereinbar ist mit Tyrannen, Diktatoren, Rassismus, …
Der Film erzählt am Beispiel Bonhoeffer, wie ein Leben in der Nachfolge Jesu nicht vereinbar ist mit Tyrannen, Diktatoren, Rassismus und anderen menschenverachteten Dingen. Damit richtet sich der Film direkt gegen Trump und seine MAGA, gegen AFD und rechtes Migrationsdenken.
Ein Leben in der Nachfolge Jesu ist teuer.
Ein letzter Gedanke aus dem Film. Ein Leben in der Nachfolge Jesu ist teuer. Wer Jesu folgt in einer Zeit der Tyrannei, der muss mit Nachteilen rechnen, eventuell wie Bonhoeffer mit dem Tod. Dieser Film erinnert daran, warum Bonhoeffer z.B. für die Generation meiner Eltern in der DDR so wichtig war. Und damit ist dieser Film eine Orientierung und eine Aufforderung, den Mund aufzumachen und mutig zu widersprechen, auch wenn 50% im eigenen Dorf die AFD wählen.
Motivation und Orientierung und komplizierten Zeiten
Zum Schluss noch ein Zitat meiner Frau beim Verlassen des Kinos: „Ich wünschte, dass jeder Jugendliche in Sachsen diesen Film sieht“ und ich möchte ergänzen: Ich glaube auch in Bayern brauchen wir als Protestanten Heiligengeschichten, die uns nicht nur biographische Richtigkeiten erzählen, sondern uns Motivation und Orientierung in komplizierten Zeiten geben. Und das macht dieser Film mit seiner Heiligengeschichte in grandioser Weise.
Schaut ihn euch gerne an.
Samuel Weber
Referent für Landesstellenplanung in der Geschäftsstelle der Evang. Jugend in Bayern in der Wirkstatt evangelisch
Bild oben: www.dietrich-bonhoeffer.net