
Brücken bauen für Frieden, Gerechtigkeit und globales Lernen
Landesjugendpfarrer Tobias Fritsche besucht Jugendorganisation YMCA in China – ein Interview
„In China lerne ich die Religionsfreiheit in Deutschland wirklich neu zu schätzen“, betonte Landesjugendpfarrer Tobias Fritsche, der an einer Studienreise nach China teilgenommen hat. Die vierzehntägige Delegationsreise wurde vom Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) in Bayern organisiert.
Patrick Wolf, Referent für Kommunikation, hat mit Tobias Fritsche über diese besondere Studienreise gesprochen.
Welche Eindrücke hast Du in der Jugendsozialarbeit vor Ort gewonnen?
Die Young Men’s Christian Association in China ähnelt unserer evangelischen Jugendsozialarbeit. Sie kümmert sich um benachteiligte Jugendliche, unterstützt Minderheiten und hilft beispielsweise in ländlichen Regionen, die nach dem Erdbeben im Jahr 2008 wieder aufgebaut wurden. In den Großstädten arbeitet sie in Bildungs- und Sportprojekten mit Kindern und Jugendlichen, aber auch Seniorinnen und Senioren.
Welche staatlichen Vorgaben gelten für christliche Organisationen in China?
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen nicht von christlichen Gruppen betreut werden und der Zutritt zu Kirchen ist ihnen verwehrt. Der Staat entzieht der Young Men’s Christian Association zum Beispiel schrittweise schulische Jugendarbeit, um kirchliche Einflussnahme zu vermeiden. Deswegen agiert der YMCA vorsichtig, um weiterhin helfen zu können. Oft muss er auf ein offenes Bekenntnis zu seiner christlichen Identität verzichten.
Wie hast Du den Unterschied zwischen Deutschland und China persönlich erlebt?
Es fällt auf, dass überall Kameras installiert sind, selbst in Gottesdiensten. Es gibt Themen, die niemand offen anspricht. Mir wird durch diesen Kontrast bewusst, was für eine Freiheit wir im Westen haben und dass wir in Deutschland wirkliche Religionsfreiheit erleben. Ich merke aber, dass wir auch in Deutschland darüber nachdenken müssen, wo wir uns manchmal abhängig machen. Das Verhältnis von Kirche und Staat bleibt ein Thema, das wir immer wieder in den Blick nehmen sollten. Bei uns können sich die Kirchen auch politisch äußern und viele Politikerinnen und Politiker schätzen das sogar als Teil der Religionsfreiheit. Das ist wertvoll und schützenswert. In China sehe ich direkt, wie es sich anfühlt, wenn der Staat anders verfährt.
Was hat Dich abseits der Politik besonders beeindruckt?
Die Mitarbeitenden der YMCA empfingen uns mit großer Herzlichkeit und einem genau geplanten Programm. Wir entdeckten eine faszinierende Landschaft im Nationalpark Zhangjiajie und beeindruckende moderne Städte. Am meisten berühren mich jedoch die Begegnungen mit den gastfreundlichen Menschen. Bei allen Schwierigkeiten zeigen die Mitarbeitenden hohe Kreativität und bewundernswerten Pragmatismus, um die Liebe Gottes an Kinder und Jugendliche weiterzugeben.
Zu der Studienreise
Seit 2011 Jahren pflegt der Jugendverband eine Partnerschaft mit der chinesischen Jugendorganisation Young Men’s Christian Association (YMCA). Die 54-köpfige Delegation besuchte verschiedene Angebote der Jugendsozialarbeit und lernte im vielfältigen Programm deren Arbeit intensiv kennen. Angesichts der sich zunehmend verschlechternden Situation kirchlicher Jugendarbeit in China diente diese Begegnung als internationale Unterstützung und soll ein tieferes Verständnis für das Land und seine Entwicklungen fördern.
Im Mittelpunkt stand das Engagement der Jugendorganisation, das sich vor allem in Sozialprojekten wie in der Unterstützung von sozial benachteiligten Kindern oder der Förderung ländlicher Entwicklungsprojekte zeigte. Das Programm umfasste interkulturelle Begegnungen mit dem Team und den jungen Volunteers der YMCA, Gespräche mit Kirchenvertretern – darunter der Bischof der Provinz Shaanxi – sowie den Austausch mit Beamten der Religionsbehörden in Xi’an. In Nanjing und Xi’an besuchte die Delegation Gottesdienste und führt Gespräche mit Mitarbeitenden der Dreiselbstkirche.
Patrick Wolf
Referent für Kommunikation
Foto: privat