Für immer Frühling – gegen Schwarzmalerei

 

Bei der Landeskonferenz in Pappenheim diskutieren fast 200 Jugendarbeiter:innen über Wege, um eine demokratische, freie und respektvolle Gesellschaft zu fördern.

 

Unter dem Motto „Für immer Frühling – Beiträge evangelischer Jugendarbeit zu einer freiheitlichen Demokratie“ sind in Pappenheim (Mittelfranken) fast 200 Hauptberufliche der evangelischen Jugendarbeit aus ganz Bayern zusammengekommen. Vier Tage lang wollen sie ein klares Zeichen für eine friedliche und freie Gesellschaft setzen – und zeigen, dass evangelische Jugendarbeit ein lebendiger Ort des Wachstums ist, an dem junge Menschen Hoffnung schöpfen und Veränderung aktiv mitgestalten.

 

„Wir jungen Menschen träumen von einer Welt, in der Hoffnung stärker ist als jede Angst“, betonte Malte Scholz, Vorsitzender der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB). „Genau freue ich mich, dass die Landeskonferenz mit dem Tagungsmotto ‚Für immer Frühling‘ ein Zeichen gegen den Zeitgeist der Schwarzmalerei setzt.“ Er verweist auf den Theologen Dietrich Bonhoeffer, der schon in dunklen Zeiten betonte, wie wichtig es ist, an ein besseres Leben und an Gottes Reich festzuhalten. „Und wenn wir als Christ:innen eins können, dann ist das Hoffen!“, ergänzt Scholz. Dieses Hoffen beflügele die evangelische Jugendarbeit, eine liberale Demokratie zu stärken, in der Begegnung, Verständnis und Vielfalt selbstverständlich sind.

 

„Zerreißt unsere Demokratie?“

Die Frage, ob unsere Demokratie zerreißt, stellte Martin Becher, der in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) für Demokratie und gesellschaftliches Miteinander zuständig ist. Er kritisiert, dass die Behauptung einer „gespaltenen Gesellschaft“ oft als Trick rechtsextremistischer Gruppen genutzt wird, um Angst zu schüren. Gerade junge Menschen, die sich in sozialen Medien hauptsächlich in ihren eigenen „Filterblasen“ bewegen, könnten anfälliger für solche Propaganda sein. Becher warnt: „Wenn wir uns nicht gemeinsam für Menschenrechte und Respekt einsetzen, gewinnen am Ende die Gruppen, die Hass verbreiten.“ Deswegen fordert er, dass Kirche und Jugendarbeit deutlich Position beziehen und ihr christliches Selbstverständnis verteidigen, ohne sich von hasserfüllten Ideen vereinnahmen zu lassen. Ein reines „Abarbeiten am Problem“ reiche jedoch nicht. Vielmehr brauche es gute Ideen und ein positives Zukunftsbild, damit alle Menschen in Frieden zusammenleben können. Ganz im Zeichen der Konferenz: Eine Gesellschaft, in der Demokratie blüht – „für immer Frühling“.

 

Junge Menschen brauchen Räume und Ermutigung

Im Podiumsgespräch betont Kirchenrätin Andrea Heußner, Leiterin des Referats Spiritualität und Generationen in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, wie entscheidend die Weitergabe des christlichen Glaubens an die nächste Generation ist: „Wenn wir wollen, dass Jugendliche ihren Glauben lebendig erfahren und ihn mitgestalten, müssen wir ihnen Räume und Ermutigung bieten. Dabei sind regionale Schwerpunktsetzungen genauso wichtig, wie eine gesunde Mischung aus erfolgreichen Modellen und mutigen Ideen – das macht die Stärke kirchlicher Jugendarbeit aus.“ Heußner ermutigt die Teilnehmenden, sich aktiv in die Gestaltung kirchlichen Lebens einzubringen und dabei immer auch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Gemeinden und Dekanatsbezirke im Blick zu behalten.

 

Über die Landesstellenplanung informierten Kirchenrat Johannes Grünwald und Jürgen Hofmann vom Referat Stellenplanung und Stellenverwaltung in der ELKB. Sie soll sicherstellen, dass Menschen mit den vielfältigen Angeboten in allen Regionen Bayerns gut erreicht werden – trotz veränderter Mitgliederzahlen.

Diskussion zur Gefährdung der Demokratie

In der abschließenden Podiumsdiskussion „Demokratie in Gefahr?!“ wurden ganz unterschiedliche Perspektiven zur Frage zusammengetragen, was junge Menschen jetzt brauchen und welche Rolle Kirche dabei spielt. Dominik Rittweg („Overflow“ Junge Kirche im Dekanat Naila) betonte, dass Jugendliche „Gemeinschaft, in der Meinungen laut werden dürfen, Gesprächsräume und eine gute Gottesbeziehung“ brauchen, damit sie statt Hass und Einsamkeit Hoffnung und Veränderung erleben können. Auch Dr. Christian Boeser (Uni Augsburg) plädierte dafür, junge Menschen zu begleiten und ihnen einerseits Schwächen zuzugestehen und gleichzeitig mit Fehlern tolerant umzugehen. Außerdem müsse nicht jeder Streit geschlichtet werden, Streit müsse eher als Zeichen von Wertschätzung betrachtet werden: „Wir sind viel zu engstirnig, wenn andere Fehler machen.“

 

Als weiterer Experte brachte Tim Beckmann als Landesschülersprecher der Gymnasien Bayern die junge Perspektive ein. Er forderte mit Blick auf das Konferenzthema eine echte Mitbestimmung von Jugendlichen: „Wir müssen junge Menschen nicht nur an den Tisch holen, sondern ihnen auch tatsächlich das Wort geben und zuhören, statt nur über sie zu reden.“ Dem stimmt auch Nicole Bäumler (SPD, MdL) zu und hob hervor, wie wichtig es sei, politische Bildung zu stärken und geschützte Räume zu schaffen, damit Jugendliche Demokratie als offenen Prozess erleben und sich angenommen fühlen können. Lucie Gerstmann, Religionspädagogin und Sinnfluencerin, ergänzte schließlich: „Wir dürfen die Hoffnung auf Veränderung nicht aufgeben – auch wenn es Zeit braucht, bis wirklich etwas passiert.“

 

Konferenztage voller Hoffnung, Mut und Vielfalt

Die Landeskonferenz tagte von bis 10.-13. März 2025 im Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrum Pappenheim (Mittelfranken). Unter dem Motto „Für immer Frühling – Beiträge der evangelischen Jugendarbeit zur freiheitlichen Demokratie“ diskutierten fast 200 Verantwortliche der Jugendarbeit aus ganz Bayern, wie evangelische Jugendarbeit eine Gesellschaft fördern kann, die wie der Frühling blüht – voller Hoffnung, Mut und Entfaltungsmöglichkeiten. Zusätzlich konnten die Teilnehmenden in praxisorientierten Workshops ihr Wissen vertiefen, erfahrene Referent:innen aus ganz Bayern teilten dazu ihr Wissen. Die Themen reichten von großen Planspielen, die demokratische Prozesse erlebbar machen, bis hin zu kleinen Einheiten, die sich leicht in den Jugendarbeitsalltag integrieren lassen. Auch die Kommunikation in sozialen Medien, das Sprengen von Filterblasen und der souveräne Umgang mit menschenfeindlichen Parolen standen auf dem Programm. Durch diese Bandbreite an Inhalten konnten sich alle Teilnehmenden gezielt fortbilden und Inspiration für ihre Arbeit mit jungen Menschen gewinnen – stets mit dem gemeinsamen Ziel, eine offene und freiheitliche Gesellschaft zu stärken.

 

Weitere Informationen

 

 

Patrick Wolf
Referent für Kommunikation

 

Über die Evangelische Jugend in Bayern (EJB)

Die EJB vereint als eigenständiger Jugendverband alle evangelischen Jugendgruppen und -verbände in Bayern. Die Landeskonferenz der Hauptberuflichen und Dekanatsjugendpfarrer:innen dient dem Erfahrungsaustausch, der Fortbildung und der Vertretung berufsspezifischer Interessen. Sie entwickelt zusammen mit der Geschäftsstelle der EJB in der Wirkstatt evangelisch Zielvorstellungen für die evangelische Jugendarbeit. Sie tritt in der Regel jährlich einmal in der Woche nach den Faschingsferien zusammen. www.ejb.de 

 

Fotos oben: ejb/Max Wagner