Herausforderungen gemeinsam bewältigen

Die Moschee in Penzberg – ein Begegnungsort. Interview mit Vize-Direktorin Gönül Yerli

 

Offen für alle Menschen, die Spirituali­tät und Begegnung suchen. Die Moschee in Penzberg oder genauer das Islamische Forum ist so ein Ort, der über die Grenzen von Penzberg hinaus für das gute und fruchtbare Miteinander bekannt ist.

Wir haben mit Gönül Yerli, Vize-Direktorin des Islamischen Forums Penzberg, über die Bedeutung des interreligiösen Dialogs für die Demokratie gesprochen.

 

Die Moschee in Penzberg ist nicht nur Moschee, sondern auch ein Ort der Begegnung für viele Muslime und Nichtmuslime. Was hat die Verantwortlichen bewogen, diesen Ort der Begegnung zu schaffen?

Vor dem Bau der Moschee waren wir mit unseren Veranstaltungen willkommene Gäste in den Räumen der Kirchen in Penzberg. Als die Idee im Raum stand, ein eigenes Gebäude zu errichten, sollten gerade die Werte wie Gastfreundschaft und Offenheit auch im Islamischen Forum – so wurde das Gebäude bewusst benannt – einen ebenbürtigen Ort spiegeln und unserer Stadt einen weiteren Raum von Begegnung und Austausch bieten. Tatsächlich kommen fast täglich interessierte Gruppen und Einzelpersonen, informieren sich, holen sich Rat oder schätzen die spirituelle Atmosphäre unserer Moschee.

 

Welches sind ganz aktuell ihre Schwerpunkte? Wie gelingt es Ihnen, junge Menschen zu erreichen und ihnen die Bedeutung des interreligiösen Dialogs für die Demokratie nahezubringen?

Durch Vorleben und das stetige Wach­halten von Themen, die für unser Zusammenleben in Deutschland unerlässlich sind. Dazu zählen vor allem Respekt, Solidarität und die positive Einstellung, Herausforderungen gemeinsam bewältigen zu wollen.

Der Religionsunterricht und die Freitagsgebete bieten eine wertvolle Plattform, um junge Menschen über gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Stärkung der Demokratie aufzuklären. Wir behandeln diese Themen in deutscher Sprache und fördern so die Identität der Jugendlichen und ihre Zugehörigkeit zu Deutschland.

 

Leider empfinden viele junge Musliminnen und Muslime Angst vor der Zukunft. Es lastet auf ihnen der ständige Druck des Pauschalverdachtes von Extremismus, Erfahrungen von Rassismus und Ausgrenzung im Alltag. Viele sind besorgt über die Zunahme der rechten Stimmen. Hinzu kommen allgemeine Zukunftsängste wegen der vielen Krisen- und Kriegsregionen. Deshalb ist es ermutigend zu sehen, dass Gemeindemitglieder, die selbst Flucht und Krieg erleben mussten, in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben und dankbar für die Sicherheit und die Möglichkeiten sind, die ihnen hier geboten werden.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Wie kann ein gelingender interreligiöser Dialog in den nächsten Jahren und vielleicht auch Jahrzehnten aussehen?

Wir haben in unserem Land das hohe Gut der Meinungsfreiheit und ich schätze unsere Diskussionskultur sehr. Daran können wir als Verantwortliche in unseren Glaubensgemeinschaften anknüpfen. Ich erlebe in meinen täglichen Begegnungen immer wieder Menschen, die mir ihr Gehör und ihr Interesse widmen – oft bewirken diese Begegnungen wahre Wunder. Auf einmal stehen sich Menschen und nicht Fremde gegenüber. Religiöse Gemeinschaften dürfen sich nicht mehr gegenseitig anklagen, denn alle besitzen in ihrer Mitte den Frieden, die Gerechtigkeit, die Schöpfungsverant­wortung und viele weitere Werte. Nur wenn wir einen ernsthaften und aufrichtigen Dialog führen und für diese Werte einstehen, sehe ich über­haupt eine Zukunft für Religionen.

 

Vielen Dank für das Interview.

 

Ute Markel
Online-Redakteurin

 

Weitere Informationen: Islamisches Forum Penzberg
Foto: W. Noack

 

Zusammenleben – Miteinander reden – Interreligiöse Dialoge begleiten

Diesen Ansatz verfolgt die Kooperation des Münchener Forums für Islam, der jüdischen Europäischen Janusz-Korzcak-Akademie, der katholischen Domberg-Akademie, des interreligiösen Vereins Occurso und des Studienzentrums für evangelische Jugendarbeit in Josefstal. In der gemeinsamen Weiterbildung „Interreligiöse Dialogbegleitung“ lernen Ehrenamtliche und Hauptamtliche aus verschiedenen Religionsgemeinschaften, wie sie Dialogprozesse vor Ort anstoßen und begleiten können. Die Weiterbildung erstreckt sich über zwei Jahre und umfasst sowohl Online- als auch Präsenzmodule.
Der nächste Durchgang startet im Herbst 2025. www.josefstal.de