
Ich faste Stress!
Gedanken zur Fastenaktion von Merle Just
7 Wochen Fastenzeit. Normalerweise bedeutet Fastenzeit Verzicht. Ich faste eigentlich seitdem ich ein Kind bin jedes Jahr. Erst Süßigkeiten oder Saft, dann Fernseher, mittlerweile Social Media, tierische Produkte oder Zucker. Doch dieses Jahr mache ich es etwas anders. Die Fastenzeit ist nicht nur eine Zeit des Verzichtes.
Es ist auch eine Zeit der Besinnung. Durch das Verzichten auf einen Teil, der normalerweise zum Alltag dazu gehört, hat man mehr Zeit und geht bewusster durch den Tag. Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, statt auf etwas zu verzichten, etwas hervorzuheben. Nämlich Zeit. Zeit für einen Treffen mit Freunden, das ich normalerweise noch 2 Wochen aufschieben würde, weil ich es sonst zwischen Termine quetschen müsste. Zeit für die Leinwand, die ich mir vor viel Monaten gekauft habe und die seitdem eigentlich nur in der Ecke steht. Ich wollte ein Bild aus meinem letzten Urlaub darauf malen, ein Bild mit dem Blick auf den Sonnenuntergang am Meer. Ein Moment der Ruhe, des Luftholens, des Im-Moment-Seins. Zeit für den Sport, den ich so oft ausfallen lasse, weil ich zu müde bin, weil ich von 8:00 bis 20:00 unterwegs bin. Zeit für die Rezepte, die ich mir beim Scrollen durch Social Media immer speichere, weil ich sie unbedingt ausprobieren will. Doch dafür muss ich bestimmte Dinge einkaufen, länger Zeit einplanen und die Lust dazu haben.
Diese Fastenzeit über nehme ich mir Zeit für Dinge, für die ich normalerweise immer zu gestresst bin. Für die ich sonst Zeit „machen“ müsste. Zeit für achtsames durch das Leben und die Welt gehen. Zeit für mich, meine Umwelt, meinen Glauben und Gott. Und genau genommen, faste ich doch etwas. Ich faste Stress. Ich faste die Aufgaben, die nicht unbedingt heute oder von mir erledigt werden müssen und die eher eine Last sind, als dass sie mir Freude bringen. Ich faste, mein Leben so zu führen, dass ich mich am Ende des Tages nicht mehr an die kleinen Freuden des Alltags erinnere, weil mein Kopf voller To-Dos und Termine ist.
Ich faste, um mich auf die wichtigen Dinge zu besinnen. Auf mich, auf mein Leben, auf das was mir gut tut und auf Gott.
Merle Just
Mitglied der Landesjugendkammer der Evang. Jugend in Bayern
Unter Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik | 7 Wochen Ohne gibt es eine breite Palette an Mitmachangeboten und Downloadmaterial.