Inklusion – Eine Herzenssache

Von Beginn an liegt Blanka Weiland Inklusion am Herzen. Die zett-Redaktion fragte sie, was Inklusion bedeutet.

Inklusion – was heißt das?

Seit knapp zehn Jahren wird versucht, das „Gesetz zum Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderung“ in Deutschland umzusetzen. Aus diesem Übereinkommen heraus hat sich der Begriff „Inklusion“ entwickelt. Dieser steht für die Inhalte und den Prozess der Umsetzung. Er kann sich gesetzlich vollziehen, indem Strukturen verändert werden, und er sollte sich gesellschaftlich vollziehen, indem die persönliche Haltung und die Werte des Zusammenlebens sich verändern. Für die Prozessgestaltung ist dabei die geänderte Sicht auf Behinderung hilfreich, die Behinderung nicht mehr als Defizit an der betroffenen Person festmacht, sondern die sich auf das Lebensumfeld, auf die Gesellschaft richtet, und fragt, was Men­schen an der Teilhabe an der Gesellschaft (be)hindert.

Inklusion allgemein

Inklusion bedeutet nicht die Anerken­nung von Sonderrechten für Menschen mit Behinderungen. Inklusion ist ein Menschenrecht.

Inklusion ist darum bemüht, alle Dimensi­onen von Verschiedenheit in den Blick zu nehmen und Barrieren im Kopf, in der Umwelt und im Handeln abzubauen. Inklusion ist auch eine Frage der inneren Haltung. Inklusion heißt, dass jeder Mensch, unabhängig von Einschränkungen, Alter, Geschlecht, Religion oder ethnischer Herkunft, willkommen ist. „Willkommen“ bedeutet nicht nur dabei zu sein, sondern gewollt und gewünscht zu sein.

Inklusion heißt auch, dass nicht der Mensch eingeschränkt ist, sondern die Umwelt den Menschen einschränkt.

 

Inklusion ist ein fortlaufender Prozess

Er ermgöglicht es allen Menschen, gleichberechtigt und in vollem Umfang an gesellschaftlichen Aktivitäten auf allen Ebenen teilhaben zu können. Es stellt sich also nicht mehr die Frage, ob wir Teilhabe ermöglichen, sondern wie wir diese Teilhabe sinnvoll gestalten können.

 

Wertschätzung und Respekt

Die Voraussetzung für Inklusion ist eine Haltung der Wertschätzung und des Respekts gegenüber allen Menschen und ihrer Vielfalt. Sie betrifft den Einzelnen ebenso wie Gruppen und Organisationen.

 

Blanka Weiland. Foto: privat

Blanka Weiland
arbeitet seit 1986 beim BDKJ in Nürnberg und ist Rollstuhlfahrerin. Sie ist im Vorstand im Bezirksjugend­ring Mittelfranken und im KJR Erlangen-Höchstadt  und arbeitet in der Kommission Inklusion des Kreis­jugendrings Nürnberg Stadt und in der Arbeitsgruppe barrierefrei des Bezirksju­gendrings Mittelfranken mit. Von Beginn an war sie in der Arbeitsgruppe des Baye­rischen Jugendrings an der Entwicklung der einzelnen Prozesse beteiligt. Aktuell ist sie Vorsitzende der Kommission Inklusion des BJR.

 

Tipps für den respektvollen Umgang mit Menschen mit Behinderung

› Keine plumpe Neugier: Fragt nicht, seit wann oder warum eine Behinderung besteht. Auch Anstarren ist tabu.

› Unterstützung anbieten – und abwarten: Viele Menschen mit Behinderung können den Alltag alleine bewältigen und brauchen nur in besonderen Situationen Unterstützung.

› Mit den Menschen reden – statt über sie hinweg: Seid um gleiche Augenhöhe bemüht, z.B. bie Rollstuhlfaher:innen oder kleinwüchsigen Mehnschen.

› Der Dolmetscher hat die Nebenrolle: Menschen mit Behinderung werden direkt angesprochen.

› Distanz-Zonen beachten: Unaufgeforderte Berührungen wie Streicheln oder Tätscheln sind tabu genauso wie das ungefragte Verschieben der Hilfsmittel.

› Keine Angst vor Redewendungen: Menschen mit Behinderung stören sich nicht an gängigen Redewendungen wie z.B.  „Auf Wiedersehen“ oder „spazieren gehen“.

› Vorsicht vor Diskriminierung: Sprachliche Sorgfalt ist geboten. Korrekt ist es, von einem behinderten Menschen oder einem Menschen mit Behinderung zu sprechen.

› Blickkontakt suchen: Schwerhörigkeit bedeutet nicht, dass jemand geistig nicht in der Lage ist, dem Gespräch zu folgen. Keine Babysprache verwenden oder schreien.

› Besser zu viel als zu wenig: Gerade für blinde Menschen ist es wichtig, dass Sie ausgiebig kommunizieren, z.b. beim Verlassen des Platzes, bei der Begrüßung oder beim Ortswechsel.

› Behinderung – ein Merkmal von vielen:  „Menschen mit Behinderung wünschen sich, als vollwertig anerkannt zu werden“, betont Albert Jarosch. „Wenn man sich davon lösen könnte, dass die Behinderung als zentrales Merkmal wahrgenommen wird, wäre schon viel geholfen.“

Quelle: Sozialverband VdK Deutschland e.V., 2015

 

Artikel aus zett. Zeitung für evangelische Jugendarbeit in Bayern

 

In dem Podcast Das Leben der Anderen kommen junge Menschen aus der Jugendsozialarbeit zu Wort, die ihren Blick auf die Evangelische Jugend in Bayern beschreiben. Der Beitrag ist auch in der zett.Zeitung für evangelische Jugendarbeit abgedruckt.

 

Grafik: ejb/Katja Pelzner