Was macht uns reich?

Nele Meyer und Kathrin Vogt sind die Gewinnerinnen des diesjährigen Lagois-Jugendfotopreises.

 

Benjamin Greim spricht in seiner Laudatio über die große Reife und die gestalterische Klarheit mit der Nele Meyer aus Dalberg und Kathrin Vogt aus Hargesheim in ihrem gemeinsamen Projekt die unterschiedlichen “Facetten des Reichtums” zum Ausdruck bringen. In Gegensatzpaaren stellen sie materiellen und immateriellen Reichtum gegenüber – Geld, Arbeit und ausdruckslose Masken gegenüber Kreativität, Nähe und Menschlichkeit. Dabei würden die Fotografien von Nele Meyer und Kathrin Vogt daran erinnern, dass Reichtum nichts ist, was wir besitzen, sondern etwas, das wir empfinden.

 

Laudatio für die beiden Preisträgerinnen Nele Meyer und Kathrin Vogt

Wenn wir heute durch unsere Feeds scrollen, sehen wir täglich tausende Bilder – auf Instagram, TikTok, Snapchat. Studien sprechen von über 6.000 visuellen Eindrücken pro Tag. Bilder rauschen an uns vorbei – schnell, perfekt, bearbeitet. Doch selten bleiben sie hängen.

Und dann begegnen uns Arbeiten wie die von Nele Meyer und Kathrin Vogt – und plötzlich geschieht das Gegenteil: Wir halten inne. Ihre Bilder fordern uns heraus, hinzusehen. Sie stellen Fragen, die mitten in die Lebenswelt junger Menschen treffen:

Was bedeutet Reichtum in einer Welt, in der Erfolg oft in Followerzahlen, Konsummöglichkeiten, Besitz und Marken gemessen wird? Wo finden wir Wert, wenn alles bewertet wird?

 

Mit großer Reife und gestalterischer Klarheit zeigen die beiden in ihren Serien zwei Gesichter des Reichtums. Da sind die Masken, das Geld, die Symbole des Überflusses – kühl, anonym, erschreckend leer. Man spürt den Druck, die Rastlosigkeit, das Funktionieren.

Und dann die andere Seite: die Sonne, die Wärme, der Moment der Freiheit. Offene Hände statt geschlossener Fäuste. Ein Herz statt eines Geldbündels. Farbe, Kreativität, Nähe, Menschlichkeit.

 

In dieser Gegenüberstellung liegt eine erstaunliche Stärke: Es ist kein moralischer Zeigefinger, sondern ein stiller Appell – poetisch, ehrlich, aus der Perspektive einer Generation, die zwischen Überforderung und Sehnsucht nach Sinn steht.

Die Fotografien von Nele Meyer und Kathrin Vogt erinnern uns daran, dass Reichtum nichts ist, was wir besitzen, sondern etwas, das wir empfinden.

Dass Glück und Menschlichkeit leuchten – auch inmitten einer kapitalistischen Welt aus Pixeln, Zahlen und Likes.

 

Liebe Nele, liebe Kathrin, Eure Arbeit verbindet kritisches Denken mit ästhetischer Sensibilität. Sie ist klug komponiert, technisch stark und zugleich zutiefst menschlich. Ihr habt mit Euren Bildern nicht nur die Jury überzeugt, sondern werden mit eueren Bilden sicher noch viele Menschen berührt. Danke!

 

Herzlichen Glückwunsch zum Lagois Jugendfotopreis 2025!

 

Benjamin Greim
Referent  #Gesellschaft und Sozialethik #ejb

 

Fotos: Patrick Wolf

 

Über den Wettbewerb

Der Lagois-Fotopreis prämiert alle zwei Jahre Fotografien und Bildreportagen aus den Bereichen Kultur, Gesellschaft, Sozialpolitik und Religion. Sein Namensgeber ist der deutsche Theologe, Fotograf und Filmemacher Martin Lagois.

Die Schirmherrschaft für den Wettbewerb hatte der Regionalbischof für München und Oberbayern, Thomas Prieto-Peral, inne. Kooperationspartner sind die Evangelische Jugend in Bayern (ejb), Mission EineWelt, die GLS Bank, die Diakonie Bayern, die Fachmesse ConSozial sowie das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Medienpartner ist das Sonntagsblatt.
Der Lagois-Fotowettbewerb wird seit 2008 vom Evangelischen Presseverband für Bayern e.V. (EPV) vergeben.