Das beste Amt der Welt

Malte Scholz ist der neue Vorsitzende der EJB – Ein Interview

 

Am Wochenende wählte die Landesjugendkammer der Evang. Jugend in Bayern Malte Scholz zu ihrem neuen Vorsitzenden. Wir haben ihn zu seinem neuen Amt befragt.

 

Malte, der Kirchentag ist vorbei. Für dich hieß es, kurz durchschnaufen und sich jetzt auf die neue Rolle als Vorsitzender der Evang. Jugend in Bayern zu konzentrieren. Herzlichen Glückwunsch! Vorsitzender zu sein, was bedeutet dir das?

Es ist für mich eine große Ehre, dieses Vertrauen zugesprochen zu bekommen. Als Vorsitz der EJB ist man der Vorsitzende des drittgrößten Jugendverbandes in Bayern und vertritt eine große Zahl an Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen. Das heißt: Es lastet viel auf meinen Schultern, aber gleichzeitig ist es auch das beste Amt der Welt, weil man an der Spitze dieses wunderbaren Jugendverbands steht.

 

Was werden die Schwerpunkte und Themen der nächsten Jahre sein?

Der Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung wird eins der zentralen Themen der nächsten Jahre sein, da die Zeit drängt und endlich mehr passieren muss für den Klimaschutz. Ob innerkirchlich oder auch politisch. Gleichzeitig stellen sich mit dem Anspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 viele Fragen für den Jugendverband. Wie können wir mit dem Lebensraum Schule zusammenarbeiten und darin vorkommen? Das beschäftigt uns, aber auch alle anderen Jugendverbände.

Zudem werden wir versuchen mit dem Bündnis Vote16 die von uns lange geforderte Wahlalter Absenkung für Landtags- und Kommunalwahlen in Bayern zu bewirken.

 

Was willst du konkret anpacken?

Ganz konkret will ich mit der neu eingesetzten Arbeitsgruppe Queere Jugendarbeit Maßnahmen für die Evangelische Jugend in Bayern erarbeiten, um unseren Jugendverband queerfreundlich zu gestalten. Gleichzeitig will ich einen politischen Forderungskatalog zu dem Thema für den Bayrischen Jugendring erarbeiten.

 

 Kirchenmitgliedschaft scheint für viele Menschen, leider auch für junge, nicht mehr so attraktiv zu sein. Die EJB sieht sich ja nicht als „Nachwuchsgeneration“ der Landeskirche. Trotzdem: Erwartungen sind da und Hoffnungen auch. Und wenn Kirche „schrumpft“, hat das auch Auswirkungen auf die Jugendorganisation. Wie kann man sich diesem Problem stellen?

Junge Menschen treten aus der Kirche aus, weil für sie Kirche keine Relevanz mehr in ihrem Leben hat. Hier müssen wir ansetzen! Wir müssen mit zielgruppenorientierten Angeboten Menschen in ihren Lebenswelten erreichen. Vielleicht braucht es in der Lebenswelt junger Menschen nicht jeden Sonntag einen Gottesdienst, sondern eher Freizeitmaßnahmen, die seelsorgerisch begleitet werden oder andere Angebote. Wir müssen es schaffen, wieder relevant im Leben der Menschen zu sein.

 

Klimaschutz, Bewahrung der Schöpfung, das waren schon immer Themen evangelischer Jugendarbeit. Hier nehmen wir auch den Bildungsauftrag sehr ernst. Aber reicht das? Bewegt die Evang. Jugend wirklich etwas? Müsste die EJ nicht viel eloquenter die eigenen Mitglieder mobilisieren und an die Öffentlichkeit gehen?

Ich glaube, dass die Evangelische Jugend in Bayern dieses Thema konsequent vorantreibt. Wir haben ökofaire Leitsätze, ernähren uns in den Gremien der Landesebene fleischfrei und ab September wird es in unserer Zeitung „Zett“ eine Klimaseite geben mit einer Mischung aus Best-Practice und Wissensvermittlung. Aber das sind natürlich alles nur Versuche, dem Thema würdig zu begegnen. Wenn ich mir den aktuellen politischen und auch kirchlichen Diskurs so anschaue, merke ich, dass noch viel mehr getan werden muss, um den Klimaschutz voranzubringen. Mein Wunsch ist es, dass die Evangelische Jugend in Bayern automatisch mit der Bewahrung der Schöpfung in Verbindung gebracht wird. Dafür braucht es von uns noch mehr Einsatz für den Klimaschutz.

 

Wo siehst du ganz konkrete Ansätze?

Zum Beispiel in unserer Klima-Seite. Wir wollen unserem Bildungsauftrag gerecht werden und Menschen über die konkreten Fakten aufklären und sie befähigen zu handeln. Gleichzeitig braucht es als Evangelische Jugend auch eine kritische Begleitung des geplanten Klimaschutz-Gesetzes der Landeskirche. Wir wollen, dass Kirche sich selbst in die Pflicht nimmt und dem Klimaschutz die Priorität gibt, die er verdient hat.

 

Ein Thema, das dir ebenfalls am Herzen liegt, ist queere Jugendarbeit. Warum muss das ein Thema von Kirche und Jugendarbeit sein?

Als Kirche, aber auch als Evangelische Jugend haben wir uns in der Vergangenheit und teilweise heute noch gegenüber der queeren Community schuldig gemacht. Das muss sich ändern! Ich will, dass wir zu einem Schutzraum für queere Menschen werden und ihnen einen Hafen geben. Gottes Liebe ist unbegrenzt und macht auch nicht an Identitäten oder Orientierungen halt. Deshalb ist es so elementar, die bunte Vielfalt, die Gott geschaffen hat, zu feiern und zu würdigen.

 

Vielen Dank für das Interview.

 

Christina Frey-Scholz
Öffentlichkeitsarbeit

 

Foto: ejb