Die Sehnsucht nach Frieden

Gedanken zur Adventszeit von Malte Scholz

 

Die Adventszeit ist eine besondere Zeit im Jahr, voller Magie und Vorfreude.
Unsere Welt ist hektisch, voller Konflikte und kleiner und großer Katastrophen. Deshalb sind wir dankbar für eine Gelegenheit zur Besinnung und zur Rückkehr zu den grundlegenden Werten des Miteinanders. Wir Christen feiern die Adventszeit als eine Zeit des Innehaltens und der spirituellen Besinnung. Gerade in dieser „besinnlichen Zeit“ sehnen wir uns nach Frieden auf dieser Welt – und fangen gern an, hoffnungsfroh zu träumen.

 

Erwartung, Hoffnung, Vorfreude

Der erste Adventssonntag markiert den Beginn des liturgischen Jahres. Ein Neuanfang, geprägt von Erwartung, Hoffnung und Vorfreude auf das, was kommt: Die Feier der Geburt Christi und ein Versprechen auf Frieden und Barmherzigkeit. Die dunklen Tage der Adventszeit werden von warmem Kerzenlicht erhellt und der Geruch von Zimt und Tannennadeln des Adventskranzes durchzieht die kalte Winterluft.

 

Sehnsucht nach Frieden und Harmonie

In einer von Unsicherheit und Spaltung geprägten Welt bietet die Vorweihnachtszeit eine Gelegenheit, sich eine Welt vorzustellen, in der Frieden und Harmonie herrschen. Die Sehnsucht nach einer solchen Realität ist tief in unseren Herzen verwurzelt und wird in den Adventsritualen und den christlichen Traditionen auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht. Gemeinsam auf die Ankunft des Christkindes warten, prägt das Warten auf Frieden. Friedens(t)räume: ein zentrales Element der Adventszeit!

 

Der Frieden beginnt in uns selbst

Das Streben nach Frieden betrifft aber nicht nur eine äußere Realität, es erfordert zunächst eine Veränderung in uns. Indem wir uns Zeit für Besinnung und Gebet nehmen, können wir in unserem Inneren den Frieden finden, den wir uns für die Welt wünschen.
Es ist ein Prozess, der Achtsamkeit und Selbstreflexion erfordert, aber auch eine Quelle der Hoffnung und des Trostes darstellt.

 

Jesus  – die Verkörperung der göttlichen Liebe

Die christliche Botschaft der Adventszeit bringt diesen inneren Frieden auf den Punkt. In der Geburt Jesu Christi sehen Christen die Verkörperung der göttlichen Liebe und des Friedens auf Erden. Die Botschaft von Hoffnung und Erlösung, die in der Weihnachtsgeschichte zum Ausdruck kommt, ermutigt dazu, sich aktiv für eine Welt einzusetzen, die von Liebe, Gerechtigkeit und Frieden geprägt ist.

 

Friedensträume nach dem Advent lebendig halten

Diese Sehnsucht nach Frieden müssen wir über die Adventszeit hinaus weitertragen, darin liegt die Herausforderung. Die Evangelische Jugend in Bayern tut dies im ökumenischen Friedensjahr unter dem Motto „Friedens(t)räume“. Unser Appell: Sorgt dafür, dass Raum geschaffen wird, um ins Gespräch zu kommen, oder auch einfach nur in der Stille zu beten, werdet laut für den Frieden – das ganze Jahr. Unsere christliche Aufgabe ist es, die Botschaft der Liebe und des Friedens in die Gesellschaft zu tragen und zwar, wo immer es geht: Ob durch ehrenamtliche Arbeit, Spendenaktionen oder interkulturellen Dialog. Wir, die jungen Menschen der EJB und des BDKJ Bayern, engagieren uns, um einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten.

 

Mitgefühl und Nächstenliebe

Die schockierenden Realitäten unserer  Welt dürfen nicht vergessen werden. Während wir in Adventsstimmung durch weihnachtliche Innenstädte schlendern, verlieren Menschen in der Ukraine, im Jemen und auf vielen anderen Orten dieser Welt jede Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges. Diese Menschen dürfen in Zeiten der Sehnsucht nicht übersehen werden. Wir müssen uns für die Leidenden stark machen, gerade – aber nicht nur – in der Adventszeit. Mitgefühl und Nächstenliebe sollen unsere Antwort auf die Herausforderungen sein, denen viele Menschen gegenüberstehen. Es ist die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die uns alle antreibt, aktiv an positiven Veränderungen teilzuhaben.

 

Startpunkt für eine Zeit des Handelns

In der christlichen Botschaft der Hoffnung finden wir die Kraft, die Welt zu  verändern. Die Geburt Jesu ist das Zeichen, dass selbst in den dunkelsten Stunden das Licht der Liebe und des Friedens scheint. „Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.“, davon war Bonhoeffer tief überzeugt, als er ein Gefangener der Nationalsozialisten war.
Möge die Adventszeit nicht nur eine Zeit des Träumens von Frieden sein, sondern der Anfang einer Zeit des Handelns für den Frieden – in unseren Herzen, in unserer Gemeinschaft und in der ganzen Welt.

 Malte Scholz
Vorsitzender der Evangelischen Jugend in Bayern

Foto oben: W. Noack
Foto im Text: ejb/S. Johnke

 

Artikel aus zett Zeitung für evangelische Jugendarbeit Dez. 23/Jan. 24