Ein Leben für die EJB

Christof Bär, der Geschäftsführer im Amt für evang. Jugendarbeit, verabschiedet sich in den Ruhestand.
Ein Interview

 

Seit seinem 10. Lebensjahr ist er der Evangelischen Jugend eng verbunden, als Teilnehmender an Veranstaltungen, als Ehrenamtlicher und dann als Hauptberuflicher, als Grundsatzreferent und zuletzt als Geschäftsführer. Wir haben Christof Bär zu seinem „Leben für die EJB“ befragt.

 

Von 1993 bis 2014 warst Du Referent für Grundsatzfragen und Jugendpolitik und ab 2014 Geschäftsführer im Amt für Jugendarbeit. Was bedeutet evangelische Jugendarbeit und die Evangelische Jugend in Bayern für Dich?
Sehr viel! Darf ich das etwas ausführen? Ich glaube, es ist wichtig zu wissen, aus welchen Perspektiven und Erfahrungen ich diese Frage ansehe.
Mit 10 Jahren war ich auf der ersten Kinderfreizeit. Mit 14 dann in der Jugendgruppe, eine Ortsgruppe der Evangelischen Landjugend. Mein erster Grundkurs war 1975 und ab 1976 war ich Ehrenamtlicher im Dekanatsjugendkonvent und in der -kammer in Fürth.

Es war eine frühe Entscheidung, nach der 10. Klasse von dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich auf den sozialen Zweig zu wechseln. Das „erstaunte“ meine Mitschüler:innen, meine Lehrer:innen und meine Eltern. Sie gingen davon aus, dass aus mir ein Ingenieur werden würde. Doch ist sah meine berufliche Perspektive im sozialen Bereich, auch dank meiner ehrenamtlichen Erfahrungen. Nach dem Studium war ich acht Jahre Dekanatsjugendleiter in Weißenburg, Dann kam „das Amt“ – etwas zu früh, um von „der Basisarbeit“ wegzugehen, die für mich sehr erfüllend war.

Nun war ich also Grundsatzreferent im Amt für Jugendarbeit und es warteten auch Aufgaben im Bayerischen Jugendring auf mich. Im Landesvorstand des BJR und als zweiter Präsident an den rechtlichen, konzeptionellen und finanziellen Rahmenbedingungen „mitschrauben“ zu können, war herausfordernd, aber eigentlich ein Geschenk.

Evangelische Jugendarbeit wird gerne als „Nachwuchsarbeit“ für die Kirche verstanden. Das ist sie sicher auch. Aber das Wesentliche ist, jungen Menschen positive Erfahrungen anzubieten mit Gott, Glaube, Freizeit- und Sinn-Angeboten. Durch den Religionsunterricht und insbesondere durch eine gelingende Konfi- oder Jugendarbeit werden ihnen Erfahrungen ermöglicht, die lebenslang Halt und Orientierung geben. Will man das gut machen, dann heißt das: Die (evangelische) Jugendarbeit unterliegt ständigen Veränderungen. „Reform“ ist eigentlich immer, und das hält jung 😊

 

Ich durfte dabei mit solch tollen Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen zusammenarbeiten. Dafür kann ich nur dankbar sein.

 

Jugendarbeit wird aber auch gerne als „Spielwiese“ in Kirche und Gesellschaft abgetan und das vor allem, wenn es um „Wichtiges“ geht – ernste Inhalte, richtiger Glaube, Verteilung von Finanzen, echte Politik… „Kinder, stört uns nicht…, könnt ihr nicht draußen weiterspielen? “ Kann schon sein, dass Jugendliche und Jugendarbeit manchmal nerven, aber ohne ihre Fragen und die nötigen Antworten darauf, kommt man insgesamt nicht weiter.

 

Du warst viele Jahre Redaktionsmitglied der zett. Zeitung für evangelische Jugendarbeit in Bayern. Was ist das Besondere an dieser Zeitung und welche Themen waren aus Deiner Sicht prägend für die Jugendarbeit und den Jugendverband?

Das besondere an zett war und ist, dass es mit den thematischen Schwerpunkten und Berichten „aus dem Land“ zwar eine Zeitung, aber eigentlich eine Impulszeitschrift ist, die das WIR in der EJB deutlich macht: Eine Gemeinschaft in ganz Bayern, die eine Meinungsbreite hat, aber eine gemeinsame Basis lebt und sich nicht scheut, schon heute Fragestellungen von Morgen anzusprechen.

Einzelne Themen kann ich da nur schwer hervorheben. Es war alles dabei, was junge Christ:innen in den Bereichen Spiritualität, Lebensfragen, Gesellschaft, Politik und Bildung bewegt. Und das mit einer Redaktion, in der die Ehrenamtlichen der Landesebene entscheidend mitgestalten!

Bemerkenswert ist auch, dass die zett oft Themenbereiche dargestellt und inhaltliches Terrain abgesteckt hat, bevor diese in Veranstaltungen oder Gremien wie bei Landesjugendkonventen und -kammern, aber auch bei Veranstaltungen zu Bonhoeffer, in der Weidenkirche und bei Kampagnen aufgegriffen wurden.

Und wenn Du noch explizit Inhalte hören willst, dann sind das gerade diese: Erinnerungskultur, die Weidenkirche der Evang. Jugend als „volksmissionarische Anlaufstelle“ für alle Generationen, die Kampagne „leben – jetzt, verrückt, anders“ oder der Ehrenamts-Flügel, „Die Welt ist bunt – Gott sei Dank“, der Jugendfoto- und -andachtspreis. Natürlich auch viele politische Themen um Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

 

Zum Jahresende wird aus Amt für Jugendarbeit, Amt für Gemeindedienst und Gemeindeakademie die Wirkstatt evangelisch. Du hast diesen Fusionsprozess maßgeblich mitgestaltet. Was wünschst Du Dir für die EJB und die evangelische Jugendarbeit?

Oh, „maßgeblich“ stimmt sicher nicht! Maßgebend waren andere und anderes. Es war mein Versuch, in einer Fusion die Aufgaben, die die drei Häuser haben, auch von der Struktur und den Abläufen her, weiterhin zu ermöglichen und zu „sichern und eine „leistungsfähige und serviceorientierte“ Einrichtung zu gestalten. Aus der Perspektive des Amtes für Jugendarbeit hieß das: Die Funktionen in Beratung, Impulsgebung, Vernetzung, Begleitung der Dekanats-, Gemeindeebenen und der Mitgliedsverbände, als Service-Stelle und als Geschäftsstelle der EJB zu erhalten. Im Verlauf der letzten drei Jahre wurden die Rahmenbedingungen Schritt für Schritt enger und schwieriger. Und irgendwann im letzten Jahr war dann klar: In diesem Prozess ist mein Rat wenig gefragt.

 

Mein Wunsch wäre, dass diese oben beschriebenen „Funktionen“ auch in einem größeren Haus weiterhin möglich bleiben. Bei aller Kooperation mit anderen Arbeitsfeldern in unserer Landeskirche muss die Evangelische Jugend konzeptionell, personell und auch finanziell erkennbar bleiben. So – und nur so – kann es gelingen, dass die jungen Menschen für die Kirche Gegenwart sind und Zukunft gestalten. Und das heißt nun mal „selbstverständlich Jugendverband“, mit seinen inhärenten Grundprinzipien Freiwilligkeit, Ehrenamtlichkeit, Partizipation und Wertorientierung.

 

Ich wünsche allen, die weiterhin daran arbeiten, Gottes Segen und Begleitung!

 

Herzlichen Dank für das Gespräch und ein riesengroßes Dankeschön für alles, was Du für die EJB geleistet hast. Wir wünschen Dir alles erdenklich Gute für Deinen neuen Lebensabschnitt.

 

Das Gespräch führte Ute Markel, Online-Redakteurin.

 

Fotos: ejb, M. Ott, S. Dirsch, C. Sax