Erst Stadt dann Land

Mehrheit der jungen Menschen leben in der Stadt

Die Tatsache, dass die Mehrheit der jungen Menschen in Bayern in der Stadt lebt, dürfte die wenigsten überraschen. Für junge Menschen bietet der städtische Raum mehr Freiheit.

 

Ohne Auto mobil – Feiern – Neue Menschen kennenlernen

Gerade nach der Schulzeit geht es für Jugendliche für Ausbildung oder Studium erst einmal in die nächst­größere Stadt. Sie genießen diese Zeit. Feiern gehen, ohne Auto mobil sein, neue Menschen kennenlernen, in der Anonymität aufgehen und die Sau rauslassen. Das sind ganz natürliche Bedürfnisse vieler (natürlich nicht aller) junger Menschen. Gerade wer ein bisschen aus der Reihe tanzt, fühlt sich im städtischen Kontext oft wohler.

 

Wird es ernst(er) im Le­ben, wünschen sie sich wieder aufs Land zurück.

Studien zeigen, dass die Orte rund um die großen Städte großen Zulauf erfahren, während die wirklich sehr ländlichen Gegenden weiterhin vom Wegzug betroffen sind. Auf eine gute Infrastruktur wollen auch viele Frischluftfanatiker nicht verzichten oder können es sich aufgrund der Situation auf dem Arbeitsmarkt gar nicht leisten. Dass die meisten ihre Kinder gern von Grün umgeben, ohne gefährliche große Straßen vor der Tür und doch in der Nähe der Schulen großziehen wollen, scheint sehr nachvollziehbar.

 

Wer am Wochenende schnell heimfahren kann, ist weiterhin bei der EJ aktiv.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Evangelischen Jugend wider. In den eher städtischen Dekanaten mit Hochschulen und Universitäten tummeln sich die jungen erwachsenen EJ-Menschen, die schon viele Jahre Jugendarbeit machen und auch in ihren Zwanzigern neben der Ausbildung weiter aktiv sind. Auch in den Dekanaten rund um die Städte ist der Anteil der etwas Älteren in der Evang. Jugend noch recht hoch. Wer am Wochenende und an freien Tagen schnell mal in die Heimat fahren kann, nimmt gerne weiterhin teil am Leben der eigenen evang. Jugendarbeit, besucht Veranstaltungen, leitet Freizeiten oder Grundkurse. In Dekanaten und Gemeinden, die weiter ab sind vom Schuss, scheinen die EJ-Jugendlichen insgesamt etwas jünger zu sein.

 

Was heißt das für die Evangelische Jugend?

Erstmal, dass sie sehr vielfältig ist. Vielleicht lohnt es sich aber doch noch, etwas tiefer reinzugehen und mal genau hinzusehen, was die Jugendarbeit im ländlichen und städtischen Raum unterscheidet und was sie trotz aller Unterschiedlichkeit auch verbindet. Deswegen ist es gut, dass der Landesjugendkonvent das Thema aufgenommen hat. Viel Spannendes konnten wir auf der Vollversammlung erfahren: Nicht nur Zahlen und Fakten zu den Verhältnissen von Stadt und Land im Kontext junger Menschen, sondern auch, wie junge Menschen sich in den unterschiedlichen Kontexten fühlen. Mehr dazu könnt ihr in der zett lesen.

 

Katrin Vogelmann
Vorsitzende der EJB

 

Wo willst du lieber leben?  In der Stadt oder auf dem Land?

 

Wir haben uns  umgehört.

Sarah, Till, Jana, Veronika und Lucas aus dem Leitenden Kreis haben uns erzählt, wo sie gerne leben würden.

Aktuell lebe ich in einer mittelgroßen Stadt. Mir ist wichtig, dass ich alle alltäglichen Sachen ohne viel Auto fahren machen kann, aber auch, dass die Natur sehr nahe dran ist. Außerdem mag ich es, in den sozialen Kontext meines Wohnortes, wie zum Beispiel Vereine, eingebunden zu sein. Deswegen ist eine Kleinstadt bzw. eine mittelgroße Stadt perfekt für mich 😉

 Sarah Rettich (Dekanat Günzburg)

Ich wohne im Moment in einem kleinen Dorf im Süden Bayerns. Dort bin ich auch sehr glücklich, jedoch wird es mich früher oder später in die Großstadt ziehen. Warum? Die Möglichkeit, mich beruflich dort hinzuentwickeln, wo ich eines Tages sein möchte, ist in der Stadt einfach deutlich besser gegeben.

Till Miehler (Dekanat Traunstein)

Ich wohne aktuell in der Großstadt – langfristig bin ich noch unschlüssig, wo ich leben will. Ich würde gerne an einem Ort leben, an dem ich nicht auf ein eigenes Auto angewiesen bin, aber auch Garten und Natur um mich habe. Daher wird es am Ende wahrscheinlich auf einen Vorort oder eine kleinere Großstadt rauslaufen.

Veronika Bartl (Dekanat Weiden)

Aktuell lebe ich in Nürnberg, das ist jetzt während meines Studiums auch super. Man braucht kein Auto und es ist immer was los. Später möchte ich aber lieber wieder auf dem Land leben, da mir die Stadt häufig zu hektisch und anonym ist.

Jana Meyer (Dekanat Neustadt/Aisch)

Ich lebe aktuell auf dem Land. Von meinem Balkon habe ich einen direkten Blick auf Natur und Felder. Am Abend oder am Wochenende zu Hause entspannen zu können und der Natur nah zu sein, ist mir viel wert. Ich möchte auch in Zukunft weiterhin auf dem Land leben. Dort habe ich mehr Platz für mich und meine Familie und genieße, dass sich alles etwas entschleunigt.

Lucas Greiner-Fuchs (Dekanat Bamberg)

Grafik oben: K. Pelzer
Fotos: v.o.n.u.: S. Rettich, T. Miehler, V. Bartl, J: Meyer, L. Greiner-Fuchs