In der Weihnachtsbäckerei …

Seit wann werden Weihnachtsplätzchen genascht?

 

Es ist schon dunkel, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme. Kaum öffne ich die Eingangstüre, strömt mir der Duft von Zimt, Anis, Nelken und von frisch gebackenen Plätzchen entgegen. Meine Mutter backt. Es ist Advent. Und an jedem Adventssonntag gibt es einen Plätzchen-Teller – jeden Sonntag mit ein paar Sorten mehr. Es wird Weihnachten.

Wer kennt sie nicht, diese Stimmung kurz vor dem ersten Advent, wenn der „Weihnachtsduft“ durch unsere Häuser und Wohnungen zieht. Wer kennt sie nicht, diese Vorfreude: Endlich gibt es wieder Weihnachtsplätzchen. Doch wann beginnt ihre Geschichte? Von meiner Großmutter gibt es alte handgeschriebene Weihnachtsplätzchenrezepte, die noch von ihrer Großmutter stammen. Seit wann gibt es sie also wirklich – die Weihnachtsplätzchen?

 

Ein  ideales Winteressen?

Plätzchen sind lange haltbar und enthalten viel Fett. So wäre es nachvollziehbar, wenn Menschen im Mittelalter für die kalte Jahreszeit Plätzchen gebacken haben. Vielleicht konnten sich die armen Leute die Grundzutaten für ein paar Plätzchen gerade noch leisten.

Wahrscheinlicher ist, dass in den reichen Klöstern, die sich den Zucker und die Gewürze leisten konnten, Weihnachtsplätzchen gebacken wurden. Die Mönche verteilten dann die Plätzchen an ärmere Menschen, um ihnen eine Freude zu bereiten.

 

Plätzchen schon bei den Kelten?

In der kalten, dunklen Jahreszeit hatten die Menschen Angst vor Geistern. Vor allem rund um die Wintersonnenwende, der längsten Nacht des Jahres vom 21. auf den 22. Dezember, versuchten die Kelten mit Opfergaben in Form von Tieren aus Teig, die Geister zu besänftigen und ihre eigenen Tiere zu schützen.

 

Weihnachtsplätzchen für alle

Im 19 Jahrhundert wurde das Plätzchenbacken immer beliebter. Die Teekultur der Briten erreichte den Kontinent. Plätzchen zu Kaffee und Tee zu servieren, hatte Stil. Vor allem in Österreich und Böhmen entstanden besonders viele neue Sorten.

Obwohl nun Plätzchen das ganze Jahr über gegessen werden können, ihre besondere Bedeutung für Weihnachten bleibt – eine besonders schöne und leckere Tradition.
Ich möchte sie nicht missen!

 

Ute Markel

Online-Redakteurin

 

Das Rezept oben im Bild – könnt ihr es lesen? 🙂 – hat schon die Großmutter meiner Großmutter gebacken. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert. Für die „Weinbackes“ werden keine Eier verwendet. Sie werden mit Weißwein ersetzt. Früher waren Eier im Winter Mangelware, da die Hühner in dieser Jahreszeit weniger Eier legten. Ersetzt man noch die Butter durch Margarine und lässt das Bestreichen mit Eiweiß weg, gibt es wunderbare vegane Weihnachtsplätzchen.

 

Weinbackes

1 Pfund Mehl, 1/2 Pfund Butter (oder Margarine), 1/2 Pfund Zucker, 1/2 Glas Weißwein, 1 Esslöffel Zimt, etwas geriebene Zitronenschale. Alles gut zusammenwirken, auswellen, ausstechen. Der Teig muss vor dem Ausstechen ruhen und nachher vor dem Backen werden die Brötchen (Kekse) mit etwas Eiweiß bestrichen, mit Hagelzucker und geschälten, geriebenen Mandeln bestreut, in mittelheißem Ofen gebacken. (180 Grad Ober-/Unterhitze)

 

Spiegel-Interview mit der Alltagskulturforscherin Christiane Cantauw zur Geschichte des Plätzchenbackens

O du klebrige! Überall Mehl, zerbröselte Kipferl, gieriger Teignasch-Nachwuchs: Der Advent ist nicht für alle ein Zuckerschlecken. Wer hat uns Müttern bloß diese Backtortur eingebrockt? Alltagskulturforscherin Christiane Cantauw erzählt.

 

Fotos: Markel

 

Backen und kochen mit Kindern in der Adventszeit?

Die Stiftung Evangelische Jugendarbeit unterstützt mit ihrem Sonderförderprogramm Maßnahmen, Aktionen und Begegnungen, bei denen Kinder und Jugendliche „Wärme“ spüren, Freude erleben und Spaß haben – vor allem jetzt in der Adventszeit. Wir wissen, dass es in unseren Gemeinden und Dekanaten junge Menschen gibt, die mit ihren Familien jeden Cent umdrehen müssen. Gerade die derzeitige Energiekrise verschärft für viele die Situation. Wir denken aber auch an die Kinder und Jugendlichen, die aus Krisen- und Kriegsgebieten kommen und sich über jede Zuwendung freuen und diese gut gebrauchen können. Mehr Informationen: www.stiftung.ejb.de

 

Der Video-Clip zeigt das Anliegen der Sonderförderung „Mütze, Schal und miteinander Wärme schenken“.