Weiberfastnacht

 Seit 200 Jahren ein närrischer Tag der Frauen

 

„Es reicht!“ Die Wäscherinnen im Bonner Stadtteil Beuel waren verärgert. Seit einem Jahr gab es in Köln nun den Straßenkarneval. Dort feierten ihre Männer und sie mussten zuhause die Wäsche waschen. Ein Jahr lang hatten sie zugesehen. Jetzt ergriffen sie die Initiative. Am Donnerstag vor Rosenmontag im Jahr 1824 trafen sich die Waschfrauen beim Kaffeklatsch und nahmen diesmal nicht die Wäsche, sondern ihre Männer in die Mangel. Dieses war die Geburtsstunde des Alten Beueler Damenkomitees von 1824 e.V. und der Start zum jährlichen Feiern dieses Tages.

In den folgenden Jahren schlossen sich immer mehr Frauen dem Verein an und die Feiern nahmen zu. Der Weiberfastnachtstag wurde mit einem Umzug begonnen, dann gab es eine Sitzung und erst ganz am Schluss durften die Männer die Frauen zum Tanz auffordern und alles bezahlen.

 

Die Erstürmung der Rathäuser

Nach dem 2. Weltkrieg erlebte die Beueler Weiberfastnacht einen ganz besonderen Aufschwung. 1957 wurde in Beuel das erste Mal das Rathaus gestürmt. In dieser Zeit entstand in den Bonner Ministerien der Brauch, den männlichen Chefs die Krawatten abzuschneiden. Die Sekretärinnen machen es den Beueler Waschfrauen nach. Sie gingen in diesem Tag zwar ins Büro, befolgten aber nicht die Anweisungen der Chefs und zeigten ihnen, dass sie ohne die Arbeit der Frauen völlig hilflos waren. Als Zeichen der „Entmachtung der Chefs“ schnitten sie ihnen dann die Krawatten ab. Dieser Brauch verbreitete sich in ganz Deutschland. Heute ist der Brauch nicht mehr so verbreitet und inzwischen auch eher als „Unsinniger Donnerstag“ bekannt. Gefeiert wird aber trotzdem.

 

Frauen feierten schon im Mittelalter

Die Idee, Frauen an einem Tag in der Faschingszeit das Regiment zu überlassen, ist aber schon viel älter. Bereits im Mittelalter wurden vereinzelt Frauen von ihrer Herrschaft eingeladen und erhielten Wein zum Trinken. Aus diesen „Weiberzechen“ entwickelte sich an einigen Orten die Weiberfastnacht.

Aber auch in einigen Klöstern ließen es sich die Nonnen in der Faschingszeit gut gehen. Sie tanzten, spielten Glücksspiele, tranken Wein und genossen die 5. Jahreszeit.

 

Nehmen wir uns diese Frauen zum Vorbild – genießen wir diese närrische Zeit und schaffen auch in unserem Alltag immer wieder Inseln der Fröhlichkeit.

 

Ute Markel

Online-Redakteurin

 

Quellen:

https://altes-beueler-damenkomitee.de/home/ueber-uns/#geschichte

https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/weiberfastnacht-2023-datum-bedeutung-traditionen-lumpiger-gumpiger-oder-schmutziger-donnerstag-id44118196.html

 

Foto oben: Canva