Weit, weit weg von Zuhause

Ein Freiwilliges Jahr in Argentinien

Barbara Krämer, Mitglied der Landesjugendkammer, macht zur Zeit ein FSJ in Argentinien. Sie erzählt von ihren ersten Erfahrungen. 

Ein ganzes Jahr freiwillig, sozial arbeiten und dann auch noch in einer fremden Kultur leben, dafür entscheiden sich viele junge Erwachsene, darunter auch ich. So ein Schritt hat viele Gründe und kann einem persönlich großen Gewinn bringen. Ein paar dieser Gründe und einige meiner ersten Eindrücke möchte ich nun gerne teilen.

Wieso mache ich das überhaupt?

Das ist eine Frage, die mich und viele andere Freiwillige begleitet und auf die ich ständig neue Antworten finde. Zum Beispiel, als ich während der zwei Wochen der „Capacitacion“, des Einführungsseminars in Buenos Aires, eine wundervolle Gemeinschaft mit vielen tollen Menschen erleben konnte, mit denen man die gleichen Hoffnungen, Wünsche aber auch Sorgen teilt. Oder wenn die Kinder, mit denen ich arbeite, so fröhlich spielen, lachen und mich umarmen. Oder wenn ich überlege, was es am Abend zu essen gibt und nicht meine Mutter mir die Entscheidung abnimmt und für mich kocht. Dann merke ich, dass ich wirklich selbst für alles verantwortlich bin und dadurch eigenständiger werde.

 

Ein neues Land, neue Kultur und viele neue Erfahrungen

Man sagt, Buenos Aires sei die europäischste Stadt Amerikas. Je nach Stadtviertel oder Baustil, fühlt man sich an Paris, London oder Berlin erinnert. „Eine Metropolis der Fragmente, zusammengesetzt aus allen Städten Europas“, schreibt Carl D. Goerdeler in seinem Kulturbuch über die Hauptstadt Argentiniens. Buenos Aires und auch Baradero, eine kleine Stadt, in der ich jetzt lebe, sind in Quadrate geteilt. Es gibt quasi keine Kurven, nur Kreuzungen. Weniger geordnet läuft dagegen der Straßenverkehr ab. Ein Großteil der Autos sieht aus, als hätten sie schon einige Unfälle hinter sich und Rücksicht gibt es kaum.

Die Natur ist ganz anderes als in Deutschland. Das erste, was ich nach dem Flughafen gesehen habe, war eine riesige Palme, und Papageien sind hier so normal wie Amseln in Deutschland. Die Menschen, die ich bisher getroffen habe, sind sehr offen und herzlich und hilfsbereit. Allerdings spürt man bei vielen eine deutliche Unzufriedenheit mit dem eigenen Land. Deshalb wird auch viel protestiert. Die Begeisterung für Fußball ist dafür umso größer und es wird schon eifrig auf die WM hin gefiebert.

 

Arbeit im Tageszentrum in Baradero

Zu diesen vielen neuen Eindrücken kommt dann noch die Erfahrung, 40 Stunden die Woche zu arbeiten. Ins Tageszentrum in Baradero kommen Kinder aus komplizierten finanziellen oder familiären Verhältnissen. Sie haben oft Schwierigkeiten in der Schule. Ich unterstütze meine Kolleg:innen bei ihren Aufgaben, z.B. bei der Hausaufgabenhilfe und wir helfen den  Kindern beim Lernen für die Schule. Wir bieten aber auch „Talleres“ (Workshops) an, wie Kochen, Malen, Basteln, Handarbeit oder Gartenarbeit, Filme schauen und Gruppenstunden zu Emotionen oder Nachhaltigkeit. Einmal in der Woche gibt es eine Stunde Bibelarbeit und Gebet.

 

Eine wunderbare Chance

Irgendwann, wenn ich die Sprache besser beherrsche, kann ich eigene Workshops, z.B. Musik oder weitere Bastelangebote anbieten. Darauf freue ich mich schon sehr, genauso darauf, in den nächsten Wochen und Monaten noch so viel mehr von diesem Land zu lernen und mich weiterzuentwickeln durch diese wunderbare Chance des Freiwilligendienstes in Argentinien.

 

Barbara Krämer
Landesjugendkammer der Evang. Jugend in Bayern

 

Infos zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und zum Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ)

 

Foto oben: B. Krämer; Foto unten: ejb/S. Johnke