Wie zuhause im Wohnzimmer

luv – Junge Kirche Lindau

Spiritualität, Begegnung, Kreativität und Lebensfreude
Ein Interview

 

luv, das  ist ein Anlaufpunkt für Jugendliche der Stadt und im Landkreis.
luv bedeutet die dem Wind zugewandte Seite: Wir stellen uns den Stürmen des Lebens, weil wir darauf vertrauen, dass wir von Gott getragen werden. Hier sagt dir niemand, was du zu glauben hast. Bei uns ist Platz für deine Lebensthemen. Du kannst aktiv mitgestalten. Komm einfach vorbei – wir sind für dich da.

So stellt sich luv – Junge Kirche Lindau im Dekanat Kempten auf ihrer Website vor. Entstanden aus einem Tipi ist sie heute, 10 Jahre später, ein wichtiges Zentrum evangelischer Jugendarbeit in der Region.

zettMagazin hat Victoria Krebs, Vorsitzende der luv, ihren Stellvertreter Christopher Knütter, Judith Amend-Knaupp, Dekanatsjugendreferentin, und Philipp Müller, Pfarrer der Jugendkirche, gefragt, was luv für die Jugendlichen und auch für sie selbst bedeutet.

Wenn du an luv denkst, was fällt dir als erstes ein?

Victoria: Freude. Viele nette Menschen, die man hier trifft. Und die Freizeiten und die Gemeinschaft. Hier kann man seine eigene Meinung einbringen und wird auch gehört. Man kommt zusammen und es gibt was zu essen. Das ist so wichtig, wertvoll und macht Spaß! Als ich hier ein Praktikum gemacht habe, wurde ich super aufgenommen. Ich konnte gefühlt nichts, aber ich fühlte mich hier aufgehoben.

Christopher: Das Gemeinschaftsgefühl durch den gemeinsamen Glauben. Hier trifft man verschiedene „Generationen“ von Jugendlichen. Man kann mit den Leuten auf Augenhöhe reden. Ich fühle mich in der luv zuhause, so, als ob man zuhause ins Wohnzimmer kommt.

Philipp: Mir kommt zuerst das Wort „Freiheit“ in den Sinn. Meine Pfarrstelle bei luv bietet mir viel Freiheit, um neue Ideen auszuprobieren und „einfach mal zu machen“. Das ist Chance und Herausforderung zugleich. Natürlich besteht immer das Risiko, dass ein Projekt im Sand verläuft und die Mühe im Rückblick vergeblich erscheint. Viel öfter muss ich aber an das Sprichwort denken: „Das Glück belohnt die Mutigen!“ Dieser Spruch hat sich im Blick auf unser Wirken hier bei luv schon oft bewahrheitet.

Ihr habt für luv eine ganze Reihe # ausgewählt, die auch gleichzeitig die Inhalte Eurer Angebote beschreiben. Welche sind für Dich die wichtigsten? 

Judith: Ich finde #Meet am besten. Wir sind eine junge Kirche, die sehr gastfreundlich ist. Verschiedene Gruppen kommen zu uns und wir schauen, dass sie sich wohlfühlen und miteinander gut in Kontakt kommen. Es gibt was zu Essen und zu trinken und schon ist man in Gemeinschaft.

Philipp: Mit den Schlagworten #Pray, #Meet, #Build, #Rock haben unsere Vorgänger:innen auf sehr prägnante Art formuliert, was die Jugendkirchengemeinde luv sein will: Ein Ort der Spiritualität, der Begegnung, der Kreativität und der Lebensfreude. Ich finde das großartig und könnte auf keines dieser Hashtags verzichten. Allerdings sehe ich bei #Pray ein gewisses Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu städtischen Jugendtreffs oder Vereinen, das wir auf jeden Fall weiter pflegen sollten.

Wenn man zur luv geht, kann man schon von Weitem die Stangen des Tipis sehen. Was bedeutet das Tipi für Euch? 

Christopher: Das Tipi bedeutet für mich, dass man an jeder Stelle zu Gott beten kann, auch in einem Tipi.

Victoria: Wir sind etwas Anderes/Besonderes. Tipi bedeutet für mich auch, wild sein.

Judith: Das Tipi ist bzw. war ein spezieller Raum. Es war eine Outdoor-Kirche. Jetzt ist das Tipi schon ein Wahrzeichen von luv. Jede Person in Lindau weiß, wo es steht und wenn man den Weg erklärt, langt es, wenn man sagt: „Da, wo das Tipi steht.“

Was ist das Besondere der Arbeit von luv in Bezug auf die Gemeindejugendarbeit? 

Judith: Das Wichtigste ist, dase wir unabhängig von Entscheidungen von Erwachsenen sind. In luv entscheiden wirklich die Ehrenamtlichen. Das ist wirklich unser Raum.
luv bringt gemeindliche Jugendarbeit und verbandliche Jugendarbeit zusammen. Sie ist in der Gemeinde bzw. in den Gemeinden, aber auch in der Bildung und in der Projektarbeit sehr eingebunden und prägt diese. Diese Größe und Vielfalt kenne ich aus der Gemeindejugendarbeit nicht.

Philipp: Bei luv sind Verbands- und Gemeindejugendarbeit (auch räumlich) eng verbunden. Darin sehe ich viel Potenzial für die Zukunft, besonders im Bereich „Konfi-Kurs“. Die „Grenze“ zwischen Gemeinde und Verband existiert ohnehin nur für uns Insider. Jugendliche hingegen sollten sich einfach vom ersten Betreten eines kirchlichen Ortes an gut aufgehoben fühlen und den Übergang von ihrer Konfi-Zeit hin zur EJ gar nicht merken, weil alles – trotz bleibender Autonomie – aufeinander abgestimmt ist.

luv in 10 Jahren – Was wünscht Du Dir für die luv? 

Victoria: Dass luv den Generationen nach uns immer noch ein Gefühl von Zuhause bietet.

Christopher: Dass luv ständig in Veränderung bleibt aber im Herzen doch gleich und dass man mehr Jugendliche für den Glauben begeistern kann.

Judith: Dass es luv noch gibt. Dass luv Schule gemacht hat und jede Region und Dekanat mindestens ein Gebäude hat und mindestens zwei Hauptamtliche, die nur für Jugendarbeit zuständig sind. Zu 100 Prozent.

Philipp: luv bietet jungen Menschen einen Ort zur Entfaltung ihrer Spiritualität, Begegnung, Kreativität und Lebensfreude. In zehn Jahren ist meine Tochter 16 Jahre alt. Ich wünsche ihr und allen anderen Jugendlichen, dass es luv und viele weitere Orte dieser Art dann noch gibt und sie sich darin aufgehoben und willkommen fühlen. Viel besser noch: Kirchliche Jugendarbeit mit üppiger finanzieller und personeller Ausstattung und ansprechenden Räumlichkeiten ist in 10 Jahren flächendeckend zum Standard in der evangelischen Kirche geworden.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Ute Markel, Online-Redakteurin.

Fotos: luv – Junge Kirche Lindau