Abendmahl mit Kindern? Na klar!
Höhepunkt des Konfi-3-Kurses ist für die Kinder aus Pfuhl und Burlafingen das Abendmahl während eines Wochenendes auf der Kahlrückenalpe.
Hinter den Bergen geht die Sonne tiefrot unter. Durch die großen Glasscheiben des Gemeinschaftraums des Berghauses Kahlrückenalpe bietet das Bergpanorama die würdige Kulisse für einen besonderen Gottesdienst, der hier gerade stattfindet.
Ein festlich geschmückter Raum. Auf den Fensterbrettern sind Kerzen erleuchtet. In der Mitte steht ein festlich geschmückter Altar. Ein Kreuz, die Bibel, Blumen. Um den Altar erwarten die Kinder, mit kindlich ernster Miene, die Hände zu einer kleinen Schale geformt, das Abendmahl. Sie erahnen den besonderen Moment, der hier passiert. Reihum geht Renato Creutzberg, der Pfarrer der Evang. Kirchengemeinde Pfuhl und Burlafingen, und legt den Kindern ein Stück vom selbstgebackenen Mazzen-Brot in die Hand. Madlen Lamparter, die Gemeindereferentin, folgt ihm und gibt den Kindern einen kleinen Kelch, der mit selbst gepresstem Traubensaft gefüllt ist. Auch die sonst Zappligen stehen still und andachtsvoll.
Ein Wochenende rund ums Abendmahl
Der Höhepunkt des Konfi-3-Unterrichts ist das Konfi-Wochenende, das ganz dem Thema Abendmahl gewidmet ist.
Schon die Vorbereitung des Wochenendes ist aufregend. Die Tasche muss gepackt werden. Das Lieblingskuscheltier darf nicht fehlen. Für viele Kinder ist es das erste Wochenende ohne Eltern. Zuhause haben sie Bettenmachen geübt.
Als die Kinder ankommen, erwartet sie ein bezauberndes Panorama. Die Landschaft ist verschneit, ringsum erheben sich in der Nachmittagssonne die Berge der Allgäuer Alpen. Ganz prominent der Grünten. Das letzte Stück des Weges auf „die Kahle“, das Berghaus Kahlrückenalpe, das Übernachtungshaus des Dekanates Neu-Ulm, geht es zu Fuß. Der Blick ins Tal entschädigt die Mühen. Es ist schön hier.
Gemeinschaft erleben
Auf der Kahle ist gemeinsam auch ohne Mama und Papa das Erledigen der kleinen täglichen Pflichten ein Kinderspiel. Die Betreuer:innen, Pfarrer Creutzberg, Religionspädagogin Lamparter und ehrenamtliche Jugendliche und Erwachsene, die zum Teil schon seit Jahren zum Team gehören, kümmern sich um die Freude und die kleineren und größeren Sorgen. „Es macht einfach immer wieder Spaß, mit den Kindern Abenteuer zu erleben und sich richtig gut kennenzulernen. Diese Gemeinschaft zu erfahren, ist ein Privileg, das nicht jeder hat“, findet Annkatrin, die selbst schon als Drittklässlerin auf der Kahle war.
Verstehen geht besser durch Erleben.
Das Kernstück dieses Wochenendes in den Bergen ist jedoch das Verstehen. Was ist das eigentlich, das Abendmahl? Was passiert da? Die Kinder hören die Geschichte aus der Bibel, wie Jesus mit seinen Jüngern und seinen Anhängern immer wieder die Gemeinschaft am Tisch sucht. Sie sehen den Passah-Tisch und schmecken die symbolischen Lebensmittel, die daran erinnern, dass Gott die Israeliten aus der Knechtschaft geführt hat und immer an ihrer Seite geblieben ist. Sie fühlen die Bedeutung von Brot und Wein, die daran erinnert, dass auch Jesus stets in deren Mitte ist, die seiner gedenken.
Verstehen geht besser durch Erleben. Der erste Gottesdienst mit Abendmahl wird gemeinsam vorbereitet. Eine Gruppe stellt Traubensaft her, eine weitere backt Mazzen und eine dritte bereitet den Gemeinschaftraum vor und übt den Gabengang.
„Ich fühle mich jedes Mal geehrt, das erste Abendmahl mit den Kindern vorbereiten und feiern zu dürfen“, meint Melanie Kristen. Mit jedem Handgriff steigt die Vorfreude. Wie wird das Brot schmecken und wie der Traubensaft? Werde ich es schaffen, die gemeinsam vorbereiteten Gaben würdevoll zu präsentieren? Und dann endlich ist es soweit.
„Dass wir das Abendmahl zusammen feiern, ist wie ein Segen von Gott“, finden Simon und Isabell.
Eine unvergessliche Erinnerung
Wenn die Gruppe zu Fuß durch den Schnee wieder hinunterwandert, ist der Blick auf die schneebedeckten Gipfel der würdige Abschluss für eine unvergessliche Erinnerung. Vor allem an diesen Moment, an dem alle gemeinsam um einen Tisch standen und den Zauber des Abendmahls erlebten.
„Als wir Abendmahl gefeiert haben, war Jesus bei mir“, sagt Talia.
Bettina Uhlig und Madlen Lamparter
Konfi-3-Team Pfuhl-Burlafingen
Konfi 3 ist ein Programm für Kinder, die die 3. Klasse besuchen. In einem Kurs, der ca. ein halbes Jahr dauert, beschäftigen sich die Kinder auf spielerische Art und Weise mit Gott, dem Glauben und der Kirche: Was feiert man eigentlich beim Abendmahl? Wozu braucht man die Taufe? Was bedeuten die Farben in der Kirche? Dieser „Konfirmationsunterricht für Kleine“ kann auch für Mütter und Väter eine gute Gelegenheit sein, die Kirche mit neuen Augen zu sehen.
Fotos: Evang.-Luth. Kirchengemeinde Pfuhl und Burlafingen
Abendmahl mit Kindern
In unserer Landeskirche sind Kinder uneingeschränkt zur Feier des Abendmahls zugelassen. Das hat die Landessynode im Herbst 2022 mit überwältigender Mehrheit beschlossen. Eine neue Idee? Nein, gar nicht! Schon 1977 und dann nochmal im Jahr 2000 hat die Synode alle Gemeinden ermutigt, Kinder zum Abendmahl einzuladen. Der Haken: Jeder Kirchenvorstand musste beschließen, ob Kinder wirklich „zugelassen“ sind oder nicht. Dies hatte zur Folge, dass Kinder in Gemeinde A selbstverständlich mitfeiern konnten und in Gemeinde B, nur ein paar Kilometer weiter, ausgeschlossen waren.
„Lasst die Kinder zu mir kommen!“, sagt Jesus. Wie gut, dass das jetzt auch beim Abendmahl ohne Einschränkung gilt.
Ein kompaktes Heft gibt kurz und knackig die nötigen Infos rund ums Abendmahl mit Kindern z.B. zu diesen Themen:
– Verstehen Kinder schon, was beim Abendmahl geschieht? Und wie kann eine Hinführung zum Abendmahl aussehen?
– Abendmahl mit Kindern und Konfirmation
– Wie lässt sich die Liturgie und die Austeilung gestalten, wenn alle Generationen zusammen feiern?
Das Infoheft gibt es zum Download oder zum Bestellen.
Neugierig? Beratung gewünscht? Dann meldet euch beim Landesverband für Kindergottesdienst und Kirche mit Kindern im Gottesdienst-Institut: kinderkirche@elkb.de; Tel: 0172 4797736 www.kirche-mit-kindern.de
Susanne Haeßler, Referentin für Gottesdienste mit Kindern im Gottesdienst-Institut
