Am Geld soll die Teilnahme nicht scheitern

Evang. Jugend Schweinfurt versucht ihre Angebote kostengünstig oder kostenfrei zu gestalten.

 

Wie macht sich Armut von Kindern und Jugendlichen in unserer Jugendarbeit bemerkbar?  Wir wollten wissen, wie es vor Ort aussieht, wenn das Geld für Freizeiten nicht ausreicht und haben für die zett. Zeitung für evangelische Jugendarbeit in Bayern die Dekanatsjugendreferentin Maria Aderhold aus Schweinfurt gefragt.

 

Wie macht sich Armut von Kindern und Jugendlichen bei euch bemerkbar?

Je nach Angebot und Stadtteil ist das Thema Armut mehr oder weniger be­merkbar, am ehesten bei Freizeiten.  Offensichtlich wird es, wenn ganz aktiv nach Zuschussmöglichkeiten gefragt wird, weil das Geld knapp ist. Weniger sichtbar, aber dennoch spürbar ist es, wenn die materielle Grundversorgung nicht gegeben ist, wenn z.B. ein Kind beim Zeltlager nicht ausreichend und passende Klamotten dabei hat.

Auch in Gesprächen bekommt man einiges mit, wenn beispielsweise eine Sechzehnjährige erzählt, dass sie noch nie mit ihrer Familie in den Urlaub oder ins Ausland gefahren ist.

 

Wie gehen Kinder und Jugendliche mit dem Thema um und wie äußert es sich?

Sie verhalten sich unterschiedlich. Manche verstummen schlichtweg, wenn es um eine Freizeitanmeldung geht, weil sie wissen, dass sich ihre Familie dies nicht leisten kann. Andere benennen es klar: „Ich würde gerne, aber das ist nicht drin.“ Manche Eltern lassen sich verschiedene Ausreden einfallen, warum ihr Kind das Wochenende nicht mitfahren kann. Es hängt davon ab, ob sie, Eltern wie Kinder, sich trauen, um Unterstützung zu bitten, die „Schamgrenze Armut“ überwinden und ihre familiären Verhältnisse offenlegen.

 

Wie steuert ihr dagegen?

Grundsätzlich versuchen wir, unsere Angebote so kostengünstig wie möglich oder sogar kostenlos zu gestalten. Das proaktive Thematisieren ist uns enorm wichtig. Deshalb schreiben wir bei einer Ausschreibung dazu: „Sollte es Schwierigkeiten mit dem Teilnahmebeitrag geben, bitte sprecht uns an. Am Geld soll die Teilnahme nicht scheitern.“ Dadurch wird es niedrigschwelliger, aus der „Schamecke“ rauszukommen und nach Unterstützung zu fragen.

 

Was würdet ihr euch als Unterstützung wünschen, welche Erwartungen habt ihr an die Kirche?

Die Antragsformulare für Unterstützung sind ziemlich kompliziert. Oft findet man diese nur, wenn man weiß, bei welchen Einrichtungen man nachfragen muss. Ein unbürokratischer kirchlicher Topf wäre toll. Wenn die von Armut betrof­fenen jungen Menschen finanzielle Unterstützung unabhängig vom Einkom­men der Eltern bekommen würden, wäre das sehr hilfreich, weil bei staatlichen Zuschüssen oft nur die Einnahmen und selten die tatsächlichen Ausgaben der Familie berücksichtigt werden.

Diese Schwelle muss niedriger, übersichtlicher und leichter verständlich gemacht werden.

 

Ute Markel
Online-Redakteurin

 

Die Evangelische Jugend im Dekanat Traunstein haben wir ebenfalls befragt.

Wenn das Geld für Freizeiten nicht ausreicht

 

 

Weitere Artikel zum Thema „Amut“ findet Ihr in unserer aktuellen zett. Einge Artikel veröffentlichen wir auch im zettMagazin in der Rubrik Thema.