Wenn das Geld für Freizeiten nicht ausreicht
Evang. Jugend Traunstein ist für bezahlbare Maßnahmen statt teure, Mittelstands-Reisen und Freizeiten.
Wie macht sich Armut von Kindern und Jugendlichen in unserer Jugendarbeit bemerkbar? Wir wollten wissen, wie es vor Ort aussieht und haben für die zett. Zeitung für evangelische Jugendarbeit in Bayern den Dekanatsjugendreferenten Bernd Rohrbach aus Traunstein gefragt.
Wie macht sich Armut von Kindern und Jugendlichen bei euch bemerkbar?
„Der Teilnahmebeitrag ist echt nicht hoch, aber in diesen Ferien ist es grad nicht drin.“ So die Aussage von Eltern in diesem Jahr. Die Armut von Kindern und Jugendlichen zeigt sich aber auch an anderen Stellen: Manchmal fehlen wichtige Dinge der Packlisten bzw. sie sind qualitativ nicht ausreichend, z.B. Wanderschuhe und Regenjacke. Meistens wurden diese Sachen nicht vergessen, sondern sind einfach nicht vorhanden, weil das Geld dafür fehlt.
Wie gehen Kinder und Jugendliche mit dem Thema um und wie äußert es sich?
Leider ist es immer wieder Thema, dass manche Kinder und Jugendliche gerne mit dem angeben, was sie besitzen. So entsteht Neid, manchmal auch unterschwellig aggressives Verhalten bei denen, die sich das nicht so leisten können. Armut ist dabei der Nährboden für Mobbing.
Wie steuert ihr dagegen?
Grundsätzlich ist uns eine moderate Preisgestaltung wie Geschwisterrabatte wichtig. Außerdem gehen wir aktiv auf Eltern von Kindern und Jugendlichen aus finanziell schwachen Verhältnissen zu. Dabei verstehen wir uns als „Ermöglicher“, nicht als „Antragsbearbeitende“. Unser Motto ist: „Am Geld soll es nie scheitern!“ Dabei helfen wir den Familien durch die Reduzierung der Teilnahmebeiträge oder durch die Unterstützung bei der Antragsstellung, z.B. beim Jugendamt.
Was würdet ihr euch als Unterstützung wünschen, welche Erwartungen habt ihr an die Kirche?
Ich würde mir wünschen, dass wir bei allen Preissteigerungen, die derzeit von Familien zu bewältigen sind, mit unseren Veranstaltungen gegensteuern und gerade jetzt die Preise nicht erhöhen, sondern eher reduzieren. Dazu braucht es Fördergelder, die die Defizite aufgrund reduzierter Teilnahmebeiträge auffangen.
Gesamtgesellschaftlich ist es meiner Meinung nach unser jugendpolitischer und kirchlicher Auftrag, Kindern und Jugendlichen und damit letztendlich den Familien kostengünstige, „bezahlbare“ Maßnahmen in guter pädagogischer Qualität zu bieten. Keine teuren, elitären Mittelstands-Sprach-Reisen und Freizeiten mit einer Preisgestaltung, die von vornherein Gesellschaftsgruppen ausschließen. Evangelische Jugendarbeit kann das – kann das gut!
Ute Markel
Online-Redakteurin
Die Evangelische Jugend im Dekanat Schweinfurt haben wir ebenfalls befragt.
Weitere Artikel zum Thema „Amut“ findet Ihr in unserer aktuellen zett. Einge Artikel veröffentlichen wir auch im zettMagazin in der Rubrik Thema.