Dann eben digital!

Evang. Jugend in Hof trifft sich im Netz mit ihrer malaysischen Partnergruppe – ein Interview

Alles war geplant und vorbereitet. Im Mai 2020 sollten sie kommen, die Jugendlichen aus Malaysia. Die Jugendgruppe der EJ Hof und Dekanatsjugendreferent Sebastian Damm freuten sich schon sehr auf die gemeinsamen Tage.

 

Im Gespräch erzählt Sebastian Damm, wie aus einer in Präsenz geplanten internationalen Jugendbegegnung eine Begegnung online wurde.

 

Wie ging es Euch, als klar wurde: Wir haben eine Pandemie und sind im Lockdown?

In den ersten Wochen hatten wir noch Hoffnung, doch irgendwann war klar: Die Jugendbegegnung wird nicht stattfinden. So fiel die Entscheidung, das Treffen um ein Jahr zu verschieben.

Ich hatte den Eindruck die Jugendlichen bei uns haben das mit stoischer Ruhe hingenommen. Jakob, einer der Ehrenamtlichen, hat das so formuliert: „Also ich finde den Gedanken, die Jugendbegegnung zu verschieben nicht schlecht. Ich bin zwar der Letzte, der sagen würde, dass ich Angst vor Corona habe. Aber ich denke, auch für die Malaysier ist es besch…, weil ich vermute, dass viele Deutsche denken ‚Oh no, die Asiaten, die durch die Welt spazieren.‘ Deshalb denke ich, wir sollten es sich einfach erstmal legen lassen. Ich schätze, ich wäre auch nächstes Jahr am Start.“

Aber erst einmal mussten wir viel Energie aufbringen, um alles rückabzuwickeln und abzusagen. Damals gingen wir noch davon aus, dass die Jugendbegegnung 2021 möglich sein würde.

 

Was war der Auslöser, sich für eine Jugendbegegnung digital zu entscheiden?

Als deutlich wurde, dass die Pandemie nicht so schnell vorbeigeht, haben wir im Herbst 2020 begonnen, die digitale Jugendbegegnung für Februar/März 2021 vorzubereiten. Wir wollten nicht einfach abwarten, sondern ausprobieren, was online möglich ist. Wir hatten ziemlich schnell gelernt, wie man sich online verständigt und wie man Zoom nutzt. Vor der Pandemie wären wir nie auf die Idee gekommen, dass das auch geht.

 

Wie habt Ihr die Zeit bis zur digitalen Jugendbegegnung Anfang 2021 überbrückt? Gab es da schon Online-Aktionen?

Auf Initiative der Jugendlichen aus Malaysia sangen wir in einem Chorprojekt zum Reformationstag 2020 gemeinsam „Ein feste Burg ist unser Gott“ ein. Die Sänger:innen nahmen sich einzeln auf. Aus diesen Aufnahmen entstand ein beeindruckendes Video.

„Wie feiern wir Weihnachten in Deutschland?“, war eine Aktion der Evangelischen Jugend Hof. Auf einem Padlet gestalteten wir einen internationalen Adventskalender mit täglichen Posts vom 1. bis zum 24. Advent.

Dann fand die digitale Jugendbegegnung statt. Wie können wir uns sie vorstellen?

Die Zeitverschiebung im Winter ist sieben Stunden und damit war das Zeitfenster für die Begegnung sehr eingeschränkt. Wir trafen uns an drei Sonntagen von 13 Uhr bis 15 Uhr unserer Zeit bzw. 20 bis 22 Uhr malaysische Zeit. Die Jugendbegegnung hatten wir unter das Thema „A faithful life. Following Jesus in Malaysia and Germany“ gestellt.

Start war ein allgemeiner Austausch: Wie funktioniert Kirche und Jugendarbeit in Deutschland und Malaysia? Am spannendsten fanden die Jugendlichen die Eins-zu-Eins-Gespräche. In Kleinstgruppen zu zweit tauschten sie sich über die Frage „Was habe ich selber mit Gott erlebt?“ aus.

 

Diese drei Sonntage wurden über eine Whatsapp-Gruppe verbunden mit täglichen Aufgaben während der zwei Wochen. Tagesaufgaben waren zum Beispiel: Schicke ein Bild von deinem Haus, von deinem Frühstück. Nenne deinen Lieblingsbibelvers. Wofür bist Du dankbar? Wofür kann man beten? So sind alle auch zwischen den Sonntagen in Kontakt geblieben und es konnte das Gefühl entstehen, man verbringt zwei Wochen ein bisschen miteinander.

Was bleibt von dieser digitalen Jugendbegegnung?

Bleiben wird, dass die reale Begegnung nicht das erste Treffen ist. Über Zoom wird es schon vorher Treffen geben, bei denen man miteinander in Kontakt kommt. So als kleines Warmup. Unsere Idee ist zum Beispiel, die Planungen für die Jugendbegegnung vorzustellen und uns dazu Feedback einzuholen.

Die Möglichkeiten der gemeinsamen Weiterarbeit haben sich auch verändert. Wir können verstärkt daran arbeiten, dass Kontakte bestehen bleiben und wir in einen kontinuierlichen Austausch kommen, zum Beispiel planen wir vier Online-Treffen im Jahr.

Auf was freut Ihr Euch ganz besonders, wenn die malaysischen Jugendlichen 2023 nach Hof kommen?

Unsere Jugendlichen freuen sich ganz besonders darauf, den Malaysier:innen den Kirchentag in Nürnberg zu zeigen. In Malaysia ist es unvorstellbar, dass die christliche Kirche so öffentlich präsent ist, dass eine ganze Stadt unter „christlichen Fahnen“ steht. Wir hoffen, dass es für sie ein besonderes Erlebnis wird.

 

Das wünschen wir auch und drücken die Daumen, dass die Jugendbegegnung 2023 wie geplant stattfinden kann.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

 

Ute Markel

Redaktion zettMagazin

 

Partnerschaft zwischen dem Dekanat Hof und dem Northern District der Evang.-Luth. Kirche in Malaysia

Die Partnerschaft besteht seit 2014. Vorher hatte das Hofer Dekanat keine internationalen partnerschaftlichen Beziehungen. Dies sollte sich ändern. Das Dekanat nahm Kontakt mit Mission EineWelt auf und entschied sich für den Northern District der Evang.-Luth. Kirche in Malaysia. Eine Rolle bei der Entscheidung spielte die Tatsache, dass in Malaysia viele Menschen Englisch sprechen.

 

Auch konnten viele Parallelen festgestellt werden. Der Northern District ist wie auch Hof als Genussregion bekannt und die Menschen sind stolz auf ihr gutes Essen. Früher gab es in diesem District Zinnabbau, in Hof die Textilindustrie. Heute gibt es Abwanderung nach Kuala Lumpur in Malaysia beziehungsweise aus Hof in wirtschaftsstarke Regionen in Deutschland.

 

Erste Begegnungen gab es 2016 in Deutschland und 2017 in Malaysia zwischen den Dekanen mit jeweils einer kleinen Dekanatsdelegation. Dabei entstand der Wunsch einer Jugendbegegnung, die 2019 in Malaysia umgesetzt wurde. Für 2020 war der Gegenbesuch geplant.

 

Foto: istock/tomass2015

 

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