Die Welt des Pfadfinderkosmos
30+1 Jahre International Camp am Bucher Berg
Der fast schon legendäre Bucher Berg, ein Zeltplatz für Pfadfinder:innen, befindet sich in Markt Breitenbrunn in der Oberpfalz. Seit mittlerweile 31 Jahren findet hier das International Guide and Scout Camp statt, in diesem Jahr im August mit knapp 500 jungen Menschen aus der ganzen Welt. Leider konnte das 30-jährige Jubiläum im vergangenen Jahr pandemiebedingt nicht gefeiert werden. Deswegen wurde es in diesem Jahr nachgeholt.
Interational Camp – eine Herzensangelegenheit
Ehemalige Pfadfinder:innen, Betreuende, Angehörige und Mitarbeitende des Verbandes Christlicher Pfadfinder:innen reisten zu diesem Jubiläum an und freuten sich, wieder altbekannte Gesichter zu treffen, in Erinnerungen an die vergangenen Jahre zu schwelgen und einfach miteinander zu feiern. Eine Person, die bei jeder Feierlichkeit dabei ist, ist Uli Taube. Als ehemaliger Bildungsreferent und Mitbegründer des International Camp, ist es ihm eine Herzensangelegenheit, auch bei dem 30+1 Jubiläum mit zu feiern. Ohne jene Erfahrungen am Bucher Berg wäre er nicht der Mensch geworden, der er heute ist – zum Beispiel Fortbildungsreferent im Amt für Jugendarbeit.
Pfadfinden verbindet
Etwas, was alle Besucher:innen selbstverständlich verbindet, ist das Pfadfinden. Durch ihre Teilhabe am Bucher Berg und den internationalen Camps auf der ganzen Welt, lernten sie neue Menschen kennen, denn gerade „die Leute, der schöne Platz, die Tradition“ macht das Erlebnis für sie unvergesslich. Oftmals kehren ehemalige Teilnehmende der Zeltlager später als Staff wieder.
Wichtige Erfahrung fürs Leben
Carla Singer ist 2022 Camp Chief im International Camp – für sie eine Premiere als Staff am Bucher Berg. Der Camp Chief leitet das Zeltlager und dient als Ansprechpartner für Mitwirkende und Gäste. Für Carla hat vor allem der Zeltplatz selbst einen hohen Stellenwert, denn für sie ist der Bucher Berg ein Stück Zuhause. Als Camp Chief steht sie aber auch in engem Kontakt mit allen Teilnehmenden. Sie sieht das Pfadfinden als wichtige Erfahrung für das spätere Leben. „Ich glaube, dass dies der einzige Jugendverband ist, der den Anspruch hat, Menschen zu mündigen Bürgern zu erziehen. […] Das Ziel ist, dass da ordentliche junge Menschen rauskommen, die auch ihre Verantwortung in der Gesellschaft wahrnehmen. Ich finde das eine ganz wichtige Aufgabe.“
Veränderungen tun gut
Obwohl die Tradition für die Beteiligten oftmals ein Hauptgrund für die Widerkehr zum Bucher Berg ist, findet Carla Singer Veränderung gut. Ihrer Meinung nach verändert sich das Pfadfinden „und das ist auch gut so. Es ist gut, dass Pfadfinden nicht mehr nur heißt, über dem Feuer zu kochen und Handys sind tabu.“ Zudem solle es Teil der Gesellschaft sein und „Teil der Gesellschaft geht nur, wenn wir die gesellschaftliche Realität abbilden.“ Wie kann man nun dafür sorgen, dass junge Menschen weiterhin zum Bucher Berg kommen? Carlas Meinung ist eindeutig: „Ich glaube [der Bucher Berg] sollte attraktiv bleiben und werden für Menschen, die nicht nur Pfadfinder sind und ich glaube, dafür sollten wir uns zukunftsfähig aufstellen und da müssen wir einfach Diskussionen führen. Zum Beispiel: Wollen wir flächendeckend WLAN auf dem Zeltplatz? Das kann irgendwann ein entscheidender Punkt sein, warum Gruppen kommen oder nicht. Diese Diskussionen müssen wir führen.“
Pfadfinden ist grenzenlos
Hermann Ortlieb (84 Jahre), ehemaliger Geschäftsführer und langjähriges Mitglied bei den Pfadfindern, erinnert sich gerne an die Zeit am Bucher Berg. Seiner Meinung nach sei das Pfadfinden „eins von den wenigen [Dingen], die grenzenlos sind, was die Grenzen überschreitet.“
Auch der langjährige Geschäftsführer des VCP Gerhard „Goffy“ Kofer wurde verabschiedet. „Die Welt des Pfadfinderkosmos ist offen“, sagt er in seiner Abschiedsrede, „jeder und jede kann täglich bei uns Horizonte erweitern, wachsen im Spiel und ernsthaften Handeln, Persönlichkeit entwickeln, um gute Bürgerinnen und Bürger dieser einen Welt zu sein.“
Der Bucher Berg versprüht eine einzigartige Atmosphäre. Natur, Zusammenkunft, Eigenständigkeit: All dies sollen die Pfadfinder:innen, jung und alt, hier lernen. 30+1 Jahre zählt da offensichtlich nur als Anfang.
Jessica Dirsch
Studentin für Ressortjournalismus
Eine kleine Bildergalerie mit Eindrücken vom Bucher Berg
Fotos: Jessica Dirsch
Der Bucher Berg
In diesem Jahr fand das International Camp vom 25. Juli bis 20. August statt. Aus aller Welt reisten 16 Gruppen – 478 junge Menschen – zwischen 15 und 30 Jahren an. Insgesamt waren das 2659 Übernachtungen – eine beachtliche Summe.
Schon seit 1983 besteht der Pfadfinderzeltplatz am Bucher Berg. Um diesen für Pfadfinderinnen und Pfadfinder interessanter zu machen, entwickelten Gerhard „Goffy“ Kofer, ehemaliger Geschäftsführer des VCP, Uli Taube und Bernhard Mayer, ehemalige Bildungsreferenten, ein entsprechendes Konzept. Es sollte ein internationales Pfadfinderzentrum am Bucher Berg entstehen, vergleichbar mit dem Kandersteg International Scout Centre in der Schweiz. Schon im Sommer 1991 konnte das International Guide and Scout Camp (IGSC) Bucher Berg mit einem ersten Probelauf stattfinden. Im folgenden Jahr wurde es dann offiziell: Auf der Landesversammlung 1992 wurde entschieden, das International Camp dauerhaft am Bucher Berg zu etablieren. 2021 sollte das 30-jährige Bestehen des Camps gefeiert werden, was jedoch wegen der Pandemie ein Jahr später als „30+1“ nachgeholt wurde.
Weitere Infos: