Evangelische Jugendarbeit im Jahr 2048
Landeskonferenz wagt einen Blick in die Glaskugel.
Die Hauptberuflichen in der evangelischen Jugendarbeit setzen sich auf ihrer Landeskonferenz in Pappenheim mit dem Thema „Transformers – Die Zukunft heute verändern“ auseinander und fragen sich: Wie können wir Veränderung mitgestalten? Dabei wagen sie sogar einen Blick in die „Glaskugel“.
Transfomers, das sind doch diese Halb-Roboter – Halb-Auto. Riesenroboter eben, die sich innerhalb von Sekunden verändern und an alles anpassen können. Was haben diese mit dem Arbeitsalltag von Kirche oder Jugendarbeit zu tun?
„Innovationsroboter“ für Jugendarbeit
Vielfältige Veränderungsprozesse prägen die Jugendarbeit in Bayern: Sie organisiert sich zunehmend in Regionen, digitale Kommunikation verändert die Art, wie wir untereinander und mit Jugendlichen kommunizieren. Und Strukturen werden auf ihre Zukunftsfähigkeit hin überprüft. „Da wäre es nicht schlecht, man hätte so einen Innovationsroboter.“
Doch so einfach ist das nicht. „Veränderung muss man verstehen und gestalten“, sagt Dr. Lars Charbonnier, von der Akademie für Kirche und Diakonie. In seinem Referat macht er den 220 Teilnehmenden der Konferenz deutlich, dass man für sich klären müsse, ob es um wirkliche Erneuerung, also Transformation, oder um Optimierung im Sinne von Weiterentwicklung gehe. Die Logik von Kirche sei häufig die Optimierung: „Jetzt etwas verändern und besser machen, weil jetzt ein Problem da ist.“ So würde aber kein System transformiert.
Für grundlegende Veränderungen brauchen wir Visionen und neue Bilder, die tragfähig und in die Zukunft gerichtet sind. „Und es braucht die Bereitschaft zum Wandel“, erklärt der Theologe. Dieser gelinge nur durch gute Kommunikation.
Jugendarbeit in 25 Jahren
Vor ca. 25 Jahren kam das erste Handy mit Kamera auf den Markt. Wenn damals jemand gesagt hätte, dass wir über diese Geräte einmal Jugendarbeit machen oder an gestreamten Gottesdiensten teilnehmen, wäre man in der Kirche sicher auf manche Lacher gestoßen. Sebastian Heilmann, Konzeptionsreferent im Amt für Jugendarbeit wagt für die Konferenz den sogenannten Blick in die Glaskugel und beschreibt ein Szenarium: Jugendarbeit in 25 Jahren.
In der Rückschau aus dem Jahr 2048 war Jugendarbeit die Speerspitze der Kirchenentwicklung. Eingebettet in eine Veränderung der ganzen Kirche hat sie die Schrumpfungen nicht nur überlebt, sondern deutlich mehr erreicht: Nämlich, mit weniger Ressourcen sich weiter entwickelt und vielfältige kreative Angebote geschaffen.
Pfarrhäuser für Jugend-WGs
„2048 denken wir Kirche konsequent von den jungen Menschen aus“, beschreibt Sebastian Heilmann die Zukunft. Die Landschaft der Jugendarbeit besteht nun aus bunten, vielfältigen Formen mit einer hohen Passgenauigkeit an die Bedürfnisse junger Menschen. Es gibt Orte und Formen der Jugendarbeit, die sich stark auf die Sozialräume wie Dorf, Stadtteil, Schule, Skaterbahn oder digitale Lebenswelt beziehen.
Weil die Notlagen auf dem Wohnungsmarkt 2048 noch nicht behoben sind, betreiben wir zahlreiche Jugend-WGs, die von verbindlichem Ehrenamt und Engagement geprägt sind. Genutzt werden dafür die bisherigen Pfarrhäuser und Dienstwohnungen. Die Miete ist für die jungen Leute erschwinglich. Die Bischöf:in und der Landeskirchenrat gehen mit gutem Beispiel voran und stellen als erste ihre Wohnungen zur Verfügung.
Beziehungsarbeit und Gemeinschaft
Was die Jugendarbeit aber besonders auszeichnet, ist die Beziehungsarbeit und Gemeinschaft. Deshalb ist sie einer der wichtigsten Player im Kampf gegen die neue Volkskrankheit Einsamkeit.
Natürlich gibt es noch viele Bilder und Szenarien. Am Ende seiner Zeitreise stellt Sebastian Heilmann fest: „Unsere Stärke kommt stets zum Tragen: Jugendarbeit geschieht für – mit – durch Menschen. An den Grundhaltungen der Jugendarbeit, dem Spaß, der durch Selbstwirksamkeit, Geist und Gemeinschaft entsteht, hat sich auch 2048 nichts geändert.“
Christina Frey-Scholz
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Foto: istock/YurolaitsAlbert
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