Froh zu sein bedarf es wenig

Lasst uns über Verteilung reden!

 

Als ich ein Zitat zum Thema Armut gesucht habe, fiel mir das alte Lied ein: „Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König.“ Und wie ein Sprichwort sagt: „Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel bedarf.“ Oder: „Nicht wer zu wenig hat, sondern wer mehr begehrt, ist arm.“ (L. A. Seneca) Oder: „Vollkommen arm ist der, dessen Herz in der Armut schwarz ist.“(Fariduddin)

 

Ist das so? Wie geht es Menschen, die am unteren Limit leben, die jeden Cent umdrehen müssen oder die sich regelmäßig bei der Tafel anstellen müssen?
Oder den Kindern, die in der Schule nicht darüber sprechen und statt der Klassenfahrt lieber krank machen. Oder die Erstklässler, die keine so coole Schultasche haben wie die anderen? Und den Kids, die nicht mit auf die Freizeit fahren können, weil sie sich nicht als arm outen wollen. Da passt das mit dem Frohsinn und dem Trost, dass der, der mehr begehrt, arm ist, nicht wirklich.

 

Was jetzt? Lasst uns doch über die Verteilung reden. Wie gerecht ist unser System? Lasst uns darüber reden, dass wir Menschen, die nicht so viel haben – und auch die Kinder und Jugendlichen! – abhängen.

 

Lasst uns darüber reden, dass wir gerne von den Armen reden und uns gerne als Wohltäter:innen fühlen, anstatt wirklich den Skandal aufzudecken, dass wir selbst ein Teil dieser ewigen Mühle sind. Unsere Gesellschaft ist geprägt von immer mehr, immer besser, schöner… und, sind wir mal ehrlich, wir auch!

 

Doch zum Glück gibt es gute Ideen und Ansätze: Kleiderkammern und Kleidertausch für alle, Second-Hand oder Kleiderbörsen, nicht weil ich arm bin, sondern weil ich es gut finde und es nachhaltig ist. So habe ich was Neues, das nicht unbedingt neu produziert wurde. Es gibt Flexpreise und unkomplizierte „Fördertöpfe“ für Freizeiten und Aktionen in der Jugendarbeit und zum Glück viele kostenfreie Angebote.

 

Sicher kennt ihr noch viele gute Beispiele und Ideen. Wir müssen anfangen, sie umzusetzen. Und wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass sich viele, viel zu viele Kinder und Jugendliche ausgegrenzt fühlen, weil sie oder ihre Eltern nicht die finanziellen Mittel haben.

 

Wenn uns das gelingt, können wir gemeinsam singen: Froh zu sein bedarf es wenig!

 

Christina Frey-Scholz

Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

 

Weitere Artikel dazu in unserer zett. Zeitung für evangelische Jugendarbeit in Bayern

 

Armut ist nur selten sichtbar

 

Foto: istock