Glauben hat was mit meinem Leben zu tun

Konfi-Arbeit als Raum für politische Bildung

 

… am Anfang war die Liste

„Nenne Vaterunser, Psalm 121, Lied EG 85,9, Missionsbefehl, 10 Gebote und erkläre die Bedeutung von Karfreitag, Trinitatis und dem letzten Sonntag des Kirchenjahres“ – was wie eine Sammlung von Kernelementen des christlichen Glaubens klingt, war die Aufgabenstellung meiner Konfi-Prüfung. Schriftlich. Kurz vor der Konfirmation.

Für mich war diese Zeit wunderbar, prägend und hat wohl auch dazu beigetragen, dass ich heute Diakonin bin.  Zehn Jahre später fragte ich mich im Rahmen meiner Bachelorarbeit: Kann man die Zeit vor der Konfirmation nicht auch anders gestalten? Näher an der Lebenswelt der jungen Menschen? Ohne Listen von Dingen, die auswendig gelernt werden müssen?
Ich wollte in meiner Arbeit der Frage nachgehen, ob die Konfi-Arbeit nicht vielleicht ein unterschätzter Raum politischer Bildung ist?!

 

Fragen – Fragen – Fragen

So begann ich Menschen unterschiedlicher Berufsgruppen und Positionen zu fragen. Menschen, die etwas mit Konfirmand:innen zu tun haben oder hatten. Sei es aktuell in einem Kurs, in der Vergangenheit oder auf landeskirchlicher Ebene. Es ging um Inhalte, ob diese vorgegeben sind oder ob die Jugendlichen bei der Gestaltung des Kurses mitbestimmen dürfen. Und ich fragte, ob sie die Arbeit mit Konfirmand:innen generell als einen Raum der politischen Bildung bezeichnen würden.

 

Ein (unterschätzter) Raum politischer Bildung

Das Ergebnis: Die Konfi-Arbeit ist ein Raum politischer Bildung!
Politische Bildung findet hier statt. Die Konfi-Arbeit ist zwar nicht von Natur aus politisch, doch politische und gesellschaftliche Themen finden hier ihren Platz! Wenn die Konfirmand:innen einbezogen und gefragt werden: „Welche Themen interessieren Euch? Was denkt ihr dazu?“, dann erleben sie Selbstwirksamkeit. Durch Diskussionen, andere Meinungen und Perspektiven. Sie erleben, dass sie und ihre Meinungen, Haltungen und Bedürfnisse ernst genommen werden – und ihre Glaubensbiografien. Denn sie bringen eine eigene Geschichte mit Gott und Jesus schon mit.

Wenn Jugendliche die Möglichkeit bekommen, die Themen, welche sie aktuell beschäftigen, in Verbindung mit ihrem Glauben, ihrer Kirche und Gott zu setzen, können sie (hoffentlich) feststellen: „Das hat was mit meinem Leben zu tun.“

 

Und jetzt ?!

Jetzt heißt es: Wir nehmen die Konfirmand:innen mit ihren Themen und Bedürfnissen ernst. Wir fragen sie, was sie beschäftigt, was sie interessiert und nach ihren Wünschen und Meinungen. Treten wir doch aus unserer Komfortzone heraus. Sicher ist es einfacher, sich zu einem „Klassiker“, wie die 10 Gebote zu überlegen, was diese mit dem Leben der Konfis zu tun haben und das dann mit ihnen zu besprechen. Der umgekehrte Weg von der Lebenswelt dieser jungen Menschen zum Thema erscheint der kompliziertere. Er ist aber näher an den Jugendlichen dran, und das ist das Entscheidende.

Die Teamer:innen in den Gruppen sind dabei eine riesige Bereicherung. Denn sie sind nah dran an den Jugendlichen (inhaltlich und altersmäßig) und können eigene Erlebnisse miteinbringen. Sie können zu Vorbildern für die Konfis werden.

 

Lasst uns mutig sein und die Arbeit mit Konfirmand:innen als Raum der politischen Bildung begreifen und benennen. So wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, welche Möglichkeiten sich eröffnen, sowohl in der Praxis als auch im fachlichen Diskurs.

 

Anne Buckel
Dekanatsjugendreferentin in Bamberg

 

Ein Konfi-Tag mit Vorstellungsgottesdienst zum Thema Menschenrechte

Menschenrechte – Meine Zukunft – Deine Zukunft

 

Weitere Informationen zur Konfirmand:innenarbeit: www.konfi-lab.de

Foto: Markel