Jugendarbeit + Jugendhilfe = Da geht was!

Hauptberufliche der EJB und der Diakonie haben Ideen und Impulse erarbeitet.

 

In der Kinder- und Jugendhilfe tummeln sich viele unterschiedliche Akteur:innen, oft sogar im selben Stadtteil und manchmal ohne voneinander zu wissen. Dabei könnte die Zusammenarbeit von Trägern der Jugendarbeit und der Jugendhilfe einen echten Mehrwert für alle Beteiligten bieten: junge Menschen, Fachkräfte und Einrichtungen.

Wie kann eine Zusammenarbeit aussehen und was ist dabei zu beachten? Fachkräfte aus den evangelischen Jugendverbänden, der Jugendsozialarbeit und Diakonie haben dazu Ideen und Impulse erarbeitet.

 

Gute Gründe für ein gelungenes Miteinander

Ein starkes Angebot für junge Menschen schaffen. Das breite Programm in Projekten, offenen Treffs, Kultur, Gruppen, Freizeiten, Jugendbildung und Zeltlagern kann ein wertvoller Baustein im Wochenrhythmus insbesondere für Jugendliche aus stationärer Jugendhilfe sein.

 

Inklusion leben. Gemeinsame Aktionen von Jugendlichen aus zumeist sehr unterschiedlichen Lebenswelten bereichern. Vielfaltsfähigkeit, Niedrigschwelligkeit, leichte Sprache, Abbau von Klischees – all das sind Lernfelder, die nur durch Kontakt und gemeinsame Erlebnisse bedient werden können.

 

Beziehungen ermöglichen. Bei Gelingen entsteht für die jungen Menschen ein Netzwerk, das sie auch für später nutzen können (Stichwort: Leaving Care).

 

Synergie bei Ressourcen nutzen. Räume, Material und Konzepte sind wie verborgene Schätze in den Einrichtungen und können gegenseitig geteilt werden: Von Kanus für Freizeiten, die Musikanlage, Spielmaterial bis hin zur gemeinsamen Nutzung von Räumen oder der gemeinsamen Fortbildung von Mitarbeitenden.

 

Ein Beispiel aus der Praxis

Gemeinsames Arbeiten überwindet Barrieren. Deshalb hat die Evang. Jugend Fürstenfeldbruck in Kooperation mit der Evang. Jugendsozialarbeit (ejsa Bayern) und dem Jugendmigrationsdienst Ingolstadt ein handwerkliches Projekt angepackt. Jugendliche aus verschiedenen Lebenswelten bauen als mehrtägige Freizeitmaßnahme gemeinsam einen Unterstand als Treffpunkt in einem benachteiligten Sozialraum.

 

Die Intensität eines handwerklichen Projekts verbindet die Jugendlichen. Der sichtbare Erfolg schweißt eine Gruppe zusammen. Die eigenen Stärken werden im gemeinsamen Tun sichtbar und die Kommunikation auf der Projektbaustelle ist insbesondere für Jugendliche mit Migrationshintergrund leichter als so manche Gruppendiskussion bei Begegnungsabenden.

 

Trotz mancher Schwierigkeiten zieht Sonja Gaja von der ejsa Bayern ein positives Fazit: „Es gab genügend engagierte Teilnehmende, die Stimmung war sehr gut und es wurden neue Lebenswelten auf beiden Seiten kennengelernt.“

 

Eine Erkenntnis aus dem Projekt ist auch das Hinterfragen der Angebote in Bezug auf ihre „Geschlossenheit“. Ein guter Ansatzpunkt ist die „Anpassung oder Öffnung der bestehenden Angebote“ vor allem durch ein methodisches Hinterfragen der bisherigen Arbeitsweise.

 

Gelingensfaktoren für die Zusammenarbeit

Absprache über gemeinsame Ziele. Junge Menschen mit ihren Interessen stehen im Mittelpunkt. Was brauchen sie, damit sie sich willkommen und angenommen fühlen? Welche neuen Erfahrungen werden ihnen ermöglicht?

Gute Kommunikation. Notwendige Informationen müssen ausgetauscht werden und auch der Kontakt zwischen Jugendhilfeträger, Jugendarbeit und den Eltern muss gut abgesprochen sein. Genauso wichtig ist aber auch der Austausch über die Anliegen und Kulturen der Träger. Was wird voneinander erwartet? Was gehört zum Selbstverständnis? Wie wird mit pädagogischen und inhaltlichen Fragen umgegangen?

Das alles hängt vor allem am persönlichen Kontakt aller Mitarbeitenden. Kennt man sich? Was weiß man voneinander? Gibt es Netzwerke und Begegnungsflächen? Wie kann man solche Kontakte auf regionaler Ebene initiieren?

Klischees abbauen. Aus der Blickrichtung der Jugendarbeit könnte es das Zerrbild geben: Die „armen“ Jugendlichen aus der Jugendhilfe warten nur darauf, endlich mal ein vernünftiges Ferienangebot zu bekommen. Und umgekehrt könnte es das Vorurteil geben: Die Ehrenamtlichen haben zu wenig pädagogische Kompetenz, um mit den erhöhten Förderbedarfen umzugehen.

Fehlerfreundlichkeit. Nicht alles muss gelingen. Es darf Überforderung oder Konflikte geben. Auch das ist eine wertvolle Erfahrung, vor allem wenn sie durch eine gemeinsame Reflexion aufgearbeitet wird.

 

Da geht was!

Alle Beteiligten waren sich einig: In der Zusammenarbeit liegt eine riesige Chance. Die bisherigen Erfahrungen inspirieren hoffentlich viele weitere Mitarbeitenden aus den beiden Arbeitsfeldern, den Kontakt zu suchen und voneinander zu profitieren – zum Wohl der jungen Menschen.

 

Sebastian Heilmann
Referent für Konzeption und Innovation, Evang. Jugend in Bayern steht gerne für Fragen und Beratung zur Verfügung.

 

Gemeinsam entwickelt mit: Michael Götz, Generalsekretär, CVJM Bayern; Sandra Koch, Referentin schulbezogene Jugendsozialarbeit, ejsa Bayern; Thomas Bärthlein, Regionalleiter Kinder- und Jugendhilfe, Rummelsberger Diakonie

 

Foto oben: istock/PeopleImages