Polemik, Bier und derbe Sprüche

Der politische Aschermittwoch im Laufe der Zeit 

Von Diskussionen am Viehmarkt zum Politik-Event

 

Es geht heiß her beim politischen Aschermittwoch. Bierzelt-Atmosphäre. Derbe Aussagen. Farbige Wortwahl. Heftige Attacken. Wer nach politischen Konzepten sucht, ist hier fehl am Platz. Die Besucher:innen freuen sich beim Bier an den deftigen Sprüchen der Redner:innen. Je „blumiger“ desto mehr Applaus. Und die Politiker:innen lassen sich darauf ein und liefern das, was alle erwarten: ein Spektakel.

 

Auf  dem Viehmarkt in Vilshofen wurde gefeilscht und diskutiert.

Schon im 16. Jahrhundert trafen sich bayerische Bauern zum Vieh- und Rossmarkt in Vilshofen in Niederbayern und feilschten dort nicht nur um Preise, sondern diskutierten auch aktuelle Themen.

Als 1888 der Bezirksbienenzüchterverein Vilshofen seine Generalversammlung abhielt, war der politische Aschermittwoch in seiner Urform geboren. Der erste richtige politische Aschermittwoch fand am 5. März 1919 statt. Der Bayerische Bauernbund hatte zu einer Volksversammlung eingeladen. Zum ersten Mal traten hier Reichstags-und Landtagspolitiker auf. Zwischen den Weltkriegen fanden politische Kundgebungen am Aschermittwoch in Vilshofen nur unregelmäßig statt und während des zweiten Weltkriegs fielen sie ganz aus.

 

Der politische Aschermittwoch – ein Politik Event

Nach dem 2. Weltkrieg wurde diese Tradition in Vilshofen wieder aufgenommen, doch bald zog die CSU aus Vilshofen in die Nibelungenhalle nach Passau um, weil die mehr Platz bot. Die SPD blieb in Vilshofen, wechselte nur den Veranstaltungsort. Die anderen Parteien suchten sich Auftrittsorte rund um Vilshofen.

Nun ging  es nicht mehr um Diskussionen während eines Viehmarktes. Die Veranstaltungen der Parteien wurden zu einem Event. In einer Bierzeltatmosphäre versuchen Politiker:innen vor ihren Anhänger:innen mit einer besonders scharfen Rhetorik , sich auf Kosten der anderen Parteien zu profilieren. Das Medieninteresse ist ihnen garantiert.

 

Ute Markel
Online-Redakteurin

 

Quellen: Historisches Lexikon Bayerns   Wikipedia   www.vilshofen.de

 

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