Nikolaus und die Fußball-WM

Von Entscheidungen und Konsequenzen

 

Ilse, die Schwester meiner Großmutter, hatte keine Lust, für den Nikolaus ihre Schuhe zu putzen. Ihre Eltern warnten sie: „Dem Nikolaus würde das sicher nicht gefallen.“ Trotzdem stellte Ilse am Abend vor dem 6. Dezember ihre schmutzigen Schuhe neben die geputzten ihrer Geschwister. Alle warteten gespannt, was der Nikolaus bringen würde. Am nächsten Morgen fanden alle ihre Schuhe gut gefüllt mit Leckereien. Für Ilse hatte der Nikolaus die Schuhe mit gefrorenen Pferdeäpfeln gefüllt.

 

Eine Entscheidung mit Konsequenzen.

 

Als 2010 die FIFA beschloss, die Fußball-WM 2022 in Katar abzuhalten, gab es Stimmen, die vor den Konsequenzen dieser Entscheidung warnten. Auch der Landesjugendkonvent gehörte dazu. Die kritischen Stimmen wurden aber nicht gehört, sie wurden belächelt und ignoriert.

 

Einige Teams hatten vor der WM beschlossen, sich gegen Menschenrechtsverletzungen zu positionieren. So auch die deutsche Mannschaft. Geplant war, während der Spiele die „One-Love-Binde“ als Zeichen der Solidarität zu tragen.  Die FIFA verbot dieses unter Androhung von Konsequenzen. Nun ist die deutsche Mannschaft ausgeschieden. Unsäglich finde ich die Stimmen aus dem Umfeld der FIFA, die meinten, die Spieler hätten sich statt mit politischen Statements lieber mit Fußball beschäftigen sollen.

Wer trägt die Konsequenzen?

Die FIFA hat die Entscheidung über den Austragungsort getroffen – schon damals eine schwer nachvollziehbare Entscheidung. Sie hat den Spielern und Fußballverbänden verboten, sich gegen die Menschenrechtsverletzungen in Katar zu positionieren. Die Konsequenzen all dieser Entscheidungen trägt sie aber nicht. Die Konsequenzen tragen andere, zum Beispiel die vielen Arbeiter, die unter menschenunwürdigen Bedingungen die Hightech-Stadien gebaut haben oder die Menschen von LGBTQ+, die Angst um ihr Leben haben müssen.  Einige Fußballfunktionäre scheinen ihre Entscheidungen zu bedauern. Die Erkenntnis – wenn es denn eine ist – kommt zu spät.

 

Ich wünsche mir einen „Nikolaus“, der dafür sorgt, dass die Entscheider die Konsequenzen ihrer Beschlüsse ganz konkret zu spüren bekommen – genau so, wie bei meiner Tante Ilse.

 

Zumindest hoffe ich, dass die späte Erkenntnis bei einigen der Entscheider sich auf zukünftige Entscheidungen auswirken wird.
Übrigens, meine Großtante Ilse  hat für den Nikolaus nie mehr ihre Schuhe ungeputzt vor die Türe gestellt.

 

Und Ihr: Was hat Euch der Nikolaus gebracht? Und wie haltet Ihr es mit der WM?

Wir wünschen Euch einen schönen Nikolaustag.

 

Ute Markel

Online-Redakteurin

 

Der Landesjugendkonvent der Evangelischen Jugend in Bayern hat sich bereits 2015 gegen die Teilnahme der deutschen Mannschaft an der Fußball-WM 2022 ausgesprochen und den DFB aufgefordert, die deutsche Mannschaft nicht zu entsenden. Diesen Beschluss hat der Landesjugendkonvent im Mai 2022 nochmals bekräftigt und an alle appeliert, auf  Public-Viewing Angebote für Jugendliche in Dekanaten und Gemeinden zu verzichten. Beschluss des Landesjugendkonvents 2022