Zurück ins Mittelalter

EJ München auf der Suche nach dem richtigen König

 

Die untergehende Sonne färbte das Schlachtfeld golden, während sich die beiden Armeen mit gezückten Schwertern und Äxten gegenüberstanden. Die Spannung der Krieger und Kriegerinnen war überall zu spüren. Während sich die letzten Schlachtenbummler einfanden, wurden Rüstungen festgeschnürt und Helme geschlossen. Vor den Armeen schritten die beiden im Bruderzwist befindlichen Prinzen Jens und Juan auf und ab, um in heroischen Worten der Kriegermeute Mut zuzusprechen.

 

Nur wenige Momente trennte die Armeen davor, sich ins Schlachtgetümmel zu stürzen. Es war an einem Wochenende im März 2023 am Obermeierhof in Jettenbach.

 

Eigentlich hätte es ein schöner Tag werden sollen. Denn König Ulf der III. von Links rief sein Volk – die Evangelische Jugend aus dem Osten, Südosten und Süden Münchens – zum Dekanatsjugendkonvent zusammen, um die Verlobung einer seiner Söhne bekannt zu geben. Zu diesem Anlass hatten sie ein eigenes Dorf erbaut und die ehrenamtlichen Menschen kamen von nah und fern, um dem feierlichen Akt beizuwohnen. Ob Kräuterfrauen, Schneider, Mönche oder Söldner, alle kamen, um dem bald frisch vermählten Paar zu huldigen.
Die schöne Prinzessin Wiebke sollte sich unter den zwei Prinzen Jens und Juan einen Gatten aussuchen.

 

Doch im Land der Evangelischen Jugend München ist nichts einfach!

Traditionell wäre die Wahl auf den Erstgeborenen gefallen, doch wurden die königlichen Zwingelinge bei der Geburt vertauscht, so dass niemand mehr zu sagen vermochte, wer denn zuerst das Licht der Welt erblickte. Und der älteste Sohn Wendelin war verschwunden. Nun lag es an der schönen Prinzessin, weise und mit Bedacht zu wählen.
„Wer dem Königreich dient, der dient dem Volk und ist ihm nah“ sprach die Prinzessin. „So werde ich den zum Gatten wählen, dem das Volk der Delegierten den Rücken stärkt.“

Und so mischten sich die beiden Prinzen unter den Pöbel und versuchten alles daran zu setzen, so viele wie möglich auf Ihre Seite zu ziehen.
Ach, hätte sich die Prinzessin doch sofort entschieden, denn das Unfassbare geschah. König Ulf der III. von Links verstarb.
So lag es auf der Hand, dass der gewählte Gatte Wiebkes der neue König werden sollte. Und das Elend nahm seinen Lauf.

Auf Geheiß des Herolds Elias sollte das Volk nun umgehend alles tun, um das Reich zu stärken. Die die Grenzen waren ungeschützt und die Wirtschaft geschwächt.
Und so begab es sich, dass das delegierte Volk sich keiner Arbeit zu schade war. Sie kochten Marmelade und machten Butter, bauten Pfeile und übten sich im Bogenschießen, ließen sich im Schwertkampf ausbilden und lernten im Schildwall zu kämpfen. Sie erstellten edlen Schmuck für den Handel, flochten Körbe aus Bast, erlernten das Schmiedehandwerk und bauten Rüstungen aus Leder. Um die Moral zu erhöhen, wurden sogar Tänze einstudiert, welche bei den abendlichen Feierlichkeiten bestimmt Anklang finden würden.

Kurzum, das Volk der Evangelischen Jugend München setzte alles dran, das Reich zu stärken.

Doch so sehr sich das Volk bemühte, das Reich zu schützen, bemühten sich auch die Königssöhne, den Pöbel auf ihre Seite zu ziehen. Es war abzusehen, dass die Zwingelinge unausweichlich aneinandergeraten würden: Plötzlich standen sich zwei Armeen gegenüber.

 

Die Schlacht stand kurz vor ihrem blutigen Beginn, als sich eine gewaltige Stimme aus einer der Schlachtenreihen erhob.: „Niemals beuge ich mein Knie vor einem dieser beiden Prinzen!“

Jarl Gunnar trat hervor. „Wer so denkt wie ich, der versammelt sich hinter mir!“ Unter tosendem Gebrüll verließen Krieger:innen die Schlachtenordnung und versammelten sich unerwartet hinter dem Eidbrecher Gunnar. Und so waren die Brüder gezwungen, den Kampf zu beenden und ihren Zwist zu begraben.

Und dann: Ein Wunder! Prinz Wendelin war wiedergekehrt! Der verlorengeglaubte Sohn war zurückgekommen. Der wahre Erstgeborene. Jubel!

So begab es sich, dass Prinzessin Wiebke sich endlich entschied – für Wendelin. Es war Liebe auf den ersten Blick. Und alle Delegierten beugten sich vor ihrem neuen König.

Die Krönung und Hochzeit endeten in einer ausgiebigen Feier des delegierten Volkes der Evangelischen Jugend München am selbigen Abend. Welch Spektakel! Die ehrenamtlichen Organisatoren haben sich selber übertroffen. Ein Meisterstück.
Lang lebe der König!

Ferdinand Hermann
Dekanatsjugendreferent in München

 

Zum Dekanatsjugendkonvent der Münchner Regionen Ost, Südost und Süd

Was sich anhört wie eine Geschichte aus „Herr der Ringe“ oder der Serie „Vikinks“ ist tatsächlich so geschehen. Denn das Thema des Konventes der Evang. Jugend München in den Regionen Ost, Südost und Süd vom 17.-19.3.2023 war LARP im Mittelalter.

 

LARP heißt live action role playing (game), kurzum es ist ein Rollenspiel, das live, d.h. in der realen Welt, stattfindet. Die wörtliche deutsche Übersetzung des Begriffs „LARP“ ist einfach „Live-Rollenspiel“. Sich einfach nur zu verkleiden und ein paar Workshops anzubieten, welche die TeilnehmerInnen für ihre Kinder und Jugendarbeit nutzen können, war dem Orgateam der EJM einfach zu wenig. „Ja wenn schon Mittelalter, dann richtig!“

Und so beschlossen sie, auch das Thema LARP mit einzubauen mit sehr viel Liebe zum Detail in der Vorbereitung.

Die meisten Rüstungen und Gewandungen haben Ehrenamtliche an einen „Basteltag“ selber genäht und gebastelt. Alles andere konnte ausgeliehen werden.

Bei der Anmeldung gaben die Teilnehmenden nicht nur die üblichen Daten an, sondern auch ihre Rolle und den Namen des fiktiven Charakters.

An zwei Orten konnten sie in der selbst gewählten Rolle spielen. Wenn man also eine Pause brauchte, konnte man die Orte verlassen und sich ohne Probleme in die heutige Zeit versetzen.

Die Workshops flossen als ein offenes Konzept den ganzen Tag ins Dorfgeschehen ein. Die „Dorfbewohner“ konnten die Werkstätten frei wählen und bei Belieben wechseln. So entstand eine schöne Dynamik zwischen Dorfleben und Rollenspiel.

 

Fotos: EJ München