Die Welt ist auf Sehen ausgelegt

 Der optimale Optik-Konvent

 

Wir leben in einer Welt, die auf das Sehen ausgelegt ist: An der Tram werden die Minuten angezeigt, aber nicht angesagt. Unser Leben spielt sich viel in Social Media ab. In Bildern. Beim optimalen Optik-Konvent der Evang. Jugend München/Region Mitte wurde einiges ausprobiert.

 

Wie ist es, wenn man nichts sieht?

Mit Brillen, die Krankheiten im Auge nachahmen, konnten die Teilnehmenden nachvollziehen, wie Personen mit einem Grauen Star oder Retinitis Pigmentosa sehen. Schnell fällt auf, dass es sehr viel mehr Konzentration erfordert, sich zu orientieren und Gesprächen zu folgen. Unser Gehirn versucht, die plötzliche Reduzierung der Sehkraft auszugleichen und das ist ziemlich anstrengend. Alle waren froh, die Brille wieder ablegen zu können. Was jedoch blieb, ist das Wissen, dass andere dies nicht können und solch eingeschränktes Sehen in einer Welt der Sehenden Alltag ist.

 

Alltag von Menschen mit einer Sehbehinderung

Wir lernen, wie man Wasser einschenkt, wenn man eine Sehbehinderung hat: Ein Finger im Glas, Übung und Fingerspitzengefühl machen das blinde Einschenken möglich.

Mit verbundenen Augen essen. Man spürt etwas Hilflosigkeit, schließlich ist man auf andere angewiesen. Man kann nicht selbst kontrollieren, ob etwas verbrannt ist oder ob man geschmacklichen Überraschungen ausgesetzt ist. Der Geräuschpegel kommt einem mit verbundenen Augen deutlich höher vor als sonst – oder reden nur alle extrem laut?

 

 

Wahrnehmung ist auch Selbstwahrnehmung

Wahrnehmung beschränkt sich nicht nur auf das Sehen, Hören, Fühlen und Tasten, sondern es geht auch um Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung. Später bekommen wir einen Vortrag, der uns vor Augen führt, wie sehr Social Media das Denken beeinflusst. Unser Denken über andere, aber auch über uns selbst.

 

Wir sehen klarer

In einer Welt der Sehenden, die aber doch auch nichts sehen, haben wir uns Zeit genommen, die Dinge klarer zu sehen: Wie privilegiert wir sind, weil wir sehen. Wie unsere Selbstansicht doch von so vielen Dingen geprägt ist und wie wir damit umgehen. Dass wir vielleicht einen Moment durchatmen müssen, um uns dann auf das zu konzentrieren, was gerade ist.

 

Clara von Welser

Evang. Jugend München

 

Fotos: Evangelische Jugend München

 

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